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Zwangsevakuierte fordern Entschädigung

■ Interessenverband jetzt in Mecklenburg gegründet

Schwerin (ap) - Die Selbstorganisation der aus dem ehemaligen Grenzgebiet vertriebenen DDR-Bürger nimmt Formen an. In Schwerin haben am Samstag etwa 200 Betroffene die Regionalgruppe Mecklenburg/Vorpommern des Bundes der Zwangsausgesiedelten gegründet. Im Mittelpunkt der Forderungen stehen Rehabilitierung und Entschädigung sowie der Stopp von Grundstücksverkäufen in dem Gebietsstreifen an der innerdeutschen Grenze bis zur endgültigen Klärung von Eigentumsverhältnissen. Etwa 40.000 Menschen hätten DDR-weit der ständigen Perfektionierung der Grenzanlagen weichen müssen, sagen sie.

Früher habe es die Ortschaft Lankow gegeben, die zwischen Schlagsdorf in der DDR und Mustin in der Bundesrepublik gelegen habe. Der frühere Großbauer Hans Schmidt berichtete, er sei 1961 nach mehreren vorangegangenen Zwangsevakuierungen dort der letzte Großbauer gewesen. Am 3. Oktober sei dann ein Kommando von SED-Kampfgruppen gekommen, habe Familie und Mobiliar auf einen Lastwagen geladen und rund 100 Kilometer ins Landesinnere in die Gemeide Passow im DDR-Bezirk Schwerin verfrachtet. Die mehrere hundert Jahre währende Seßhaftigkeit der Familie Schmidt in Lankow sei damit beendet gewesen.

Der SED-Staat habe sich dazu, wie auf der Versammlung deutlich wurde, einer „Verordnung über Aufenthaltsbeschränkung“ vom 24. August 1961 bedient. Darin hieß es unter anderem: „Die Aufenthaltsbeschränkung kann angeordnet werden, wenn die Fernhaltung der Person von bestimmten Orten und Gebieten im Interesse der Allgemeinheit oder eines Einzelnen geboten oder die öffentliche Sicherheit und Ordnung bedroht ist. In den folgenden Jahren zogen die letzten der ursprünglich knapp 100 Einwohner freiwillig aus Lankow fort und ins Landesinnere.

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