Zwangsarbeit in Hamburg: Menschen als Leihgabe
■ Eine Auswahl von Unternehmen, die ZwangsarbeiterInnen beschäftigten
Zwischen 1938 und 1945 waren im Konzentrationslager Neuengamme und seinen über 80 Außenlagern etwa 106.000 Menschen inhaftiert. Von hier aus wurde die Zwangsarbeit im gesamten norddeutschen Raum organisiert. Zum Teil wurden die Gefangenen in Betrieben eingesetzt, die auf dem Gelände von Neuengamme eigens Werkhallen errichteten. Andere wurden von der SS an größere Unternehmen oder private Handwerksbetriebe „ausgeliehen“ – oftmals gegen Lohn, von dem die Arbeitskräfte selbst nie etwa zu sehen bekamen.
Die Rüstungsbetriebe „Messap“ und „Jastram“ beispielsweise errichteten direkt auf dem KZ-Gelände Neuengamme Werkshallen, in denen die ZwangsarbeiterInnen Zeitzünder für Granaten montieren oder Motoren herstellen mussten. Je 300 Gefangene sollen bei „Jastram“, rund 150 bei „Messap“ beschäftigt gewesen sein – wobei die Zahlen nur die Kapazitäten beschreiben und die Fluktuation der ZwangsarbeiterInnen nicht berücksichtigen. Ebenfalls in Neuengamme mussten rund 1000 Insassen beim „Walther-Werk“ Waffenteile für Gewehre und Pistolen montieren.
Aus dem KZ-Außenlager Neugraben etwa wurden an die Firmen „Prien“ und „Malo“ für Bau- und Aufräumungsarbeiten rund 500 Frauen und Männer „ausgeliehen“, an „Wayss & Freytag“ 497 Gefangene des Außenlagers in Sasel. „Blohm + Voss“ ließ in seiner Werft 572 KZ-Insassen für sich arbeiten, die „Stülckenwerft“ 230 Männer. Die „Drägerwerke“, die Gasmasken produzierten, bezogen aus dem KZ-Außenlager in Wandsbek 526 Frauen. ee
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