■ Zusammenlegung vom Goethe-Instituten und Inter Nationes: Wenn das Sparen allzu gut läuft
Es läuft einfach verflucht gut für Joschka Fischer. Selbst seine Sparvorgaben bei der auswärtigen Kulturpolitik scheint er unproblematisch durchzukriegen. Wahrscheinlich mochte er es selbst nicht glauben, als er letzte Woche im toskanischen Urlaub Post aus München bekam: die vorläufige Streichliste des Goethe-Instituts. Achtzehn Institute will man ganz und sieben weitere teilweise schließen. Das nennt man einen harten Schnitt. Oder ein echtes Angebot.
Und nun gibt auch noch Inter Nationes klein bei. So schnell, dass man mutmaßen möchte, es sei doch einiges dran, am Prüfbericht des Bundesrechnungshofes. Dessen Abrechnung lief auf die Forderung des Goethe-Instituts hinaus, ihm wesentliche Bereiche von Inter Nationes zuzuschlagen, besser noch „die Aufgaben von Inter Nationes insgesamt auf das Goethe-Institut zu übertragen“. Seit vorgestern ist es also da: das gemeinsame Kommuniqué, das die Grundlagen für eine Fusion der beiden Mittlerorganisationen bis Jahresende geschaffen sieht. Gibt es in bürokratischen Institutionen tatsächlich so viel Vernunft? Oder sind es die (Bücher-)Leichen im Keller?
Auch bei der Deutschen Welle, das lässt sich schon heute sagen, wird Fischer einfaches Spiel haben. Gerade erst hielt es das Landgericht Koblenz in einem Urteil für „sehr wahrscheinlich“, dass ihr Intendant Dieter Weirich den Washingtoner Repräsentanten seines Senders, Gerhard Besserer, das „faulste und kriminellste Dreckschwein“ genannt habe. Grund für derlei justiziable Umgangsformen, die das Auswärtige Amt auch nur Geld kosten: Der Intendant vermutet, Besserer sei der Informant hinter einer Reihe kritischer Medienberichte über den Sender. Jetzt wird Weirich nolens volens selbst zum kritischen Informanten, will er seine Welle retten.
Freuen kann sich der Außenminister freilich nicht über ein Entgegenkommen, das aus Schwäche resultiert. Es schaut ganz schön übel aus hinter den Kulissen der einen oder anderen Mittlerorganisation. Doch das ist auch die gute Nachricht. Sollten einige dieser Organisationen tatsächlich überflüssig sein, könnten andere, die anständige Arbeit leisten, etwas weniger gerupft werden. Warum müssen alle Organisationen die gleichen siebeneinhalb Prozent einsparen? Nur weil sich das Auswärtige Amt von dieser Art Gerechtigkeit, die gewiss nicht nach einem ernsthaften Versuch der Neustrukturierung der auswärtigen Kulturpolitik aussieht, ein bisschen weniger Streit erhofft? Ein wenig mehr Zoff für Joschka darf's schon sein. Brigitte Werneburg
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