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Zusammen auf die Beine kommen

■ „Krachschlag“ für Gesundheit: Privatkassen abschaffen, Hafenkrankenhaus erhalten

Gekracht hat es nur ein bißchen. Aber „Wut im Bauch“ hatten viele, sagte Charlotte Köttgen, Psychiaterin bei der Jugendbehörde, nach dem 1. „Hamburger Krachschlag“ am Sonnabend. Der „Krachschlag“ sollte die verschiedenen Berufsgruppen im Gesundheitswesen gegen die Seehofersche Krankheitspolitik in ihrer Hamburger Ausführung zusammen und auf die Beine bringen.

Organisiert wurde die halbtägige Veranstaltung in der Evangelischen Akademie an der Esplanande mit rund 200 TeilnehmerInnen von der „Ärzte-Opposition“ in der Ärztekammer, der gewerkschaft ÖTV, der Verbraucherzentrale, dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBFK) und der Hamburgischen Gesellschaft für soziale Psychiatrie (HGSP). Für den Januar beschloß die Versammlung gleich einen weiteren Krachschlag.

Am Samstag wurden zunächst Auswirkungen der Sparpolitik zusammengetragen, um so auch die „Vereinzelung der Betroffenen aufzuheben“, erklärte Köttgen. „Gerade die fortschrittlichen Bereiche“ würden vernichtet. So sei Hamburg einmal die „Speerspitze“ in der Psychiatrie gewesen, nun könne davon keine Rede mehr sein.

Nach einem einleitenden Vortrag des Gesundheitspolitik-Spezialisten Hagen Kühn sowie Berichten von Betroffenen, die bewiesen, daß auch in Hamburg an den falschen Stellen gespart wird, stellten die Krachschlag-InitiatorInnen ihre Thesen vor: Das Gesundheitswesen dürfe auf keinen Fall Marktmechanismen untergeordnet werden, es solle stattdessen vielmehr ein Korrektiv des Marktes darstellen. Privatkrankenkassen müßten daher abgeschafft und das Krankenversicherungssystem wieder solidarisch gestaltet werden.

Die Qualität der medizinischen Versorgung und der ambulanten Pflege sei zu überwachen und zu verbessern, PatientInnen bräuchten Rechte und Aufklärung, die medizinische Behandlung Verzahnung. „Es gibt keine ,Kostenexplosion im Gesundheitswesen', sondern dank Arbeitslosigkeit weniger Krankenkassenbeiträge“, erklärte Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale. Die Kosten wiederum würden ungerecht verteilt.

„Seit dem Ende des Gesundheitsladens 1994 gibt es in Hamburg keine berufsübergreifende gesundheitspolitische Organisation mehr“, erläuterte Kranich, warum es erst zur Schließung von Kliniken kommen muß, bevor sich in der Hamburger Gesundheitslandschaft etwas regt. Eine „unrühmliche Rolle“ bescheinigte Kinderarzt Reinhard Laux den Ärzten, „die sich so lange nicht gerührt haben, wie sie gut verdient haben“.

Konkretisieren will der „Krachschlag“ noch seine Forderungen an die politisch Verantwortlichen des Hamburger Gesundheitswesens, fest steht aber: „Keine strukturverschlech- ternden Maßnahmen“, so Laux; das Hafenkrankenhaus und der heimärztliche Dienst müßten erhalten bleiben, Bettenabbau müsse durch verbesserte ambulante Betreuung aufgefangen werden. „Widerstand“, sagte Laux, und „Reformvorschläge“ müßten zusammenpassen.

Ulrike Winkelmann

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