Zurück zur Straße: Ersatzbusse statt ICE
Sicherheitsprüfungen am ICE 3 führen im Südwesten weiter zu Chaos: Vielerorts ist der Zugverkehr stark eingeschränkt, teils ersetzen Busse Hochgeschwindigkeitsverbindungen.
![](https://taz.de/picture/374202/14/ice_b.jpg)
KÖLN taz Die Bahn spricht von "Komforteinschränkungen", die Fahrgäste sehen sich überfüllten und ausfallenden Zügen sowie unerwarteten Zwischenstopps ausgesetzt: Die derzeit durchgeführten zusätzlichen Sicherheitsüberprüfungen an der ICE-Flotte führen inzwischen zu massiven Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs.
Allein am Dienstag kamen über 70 ICE-Verbindungen nicht planmäßig zustande. Rund 20 Züge fielen aus, etliche Zugverbindungen zwischen dem Ruhrgebiet und dem Süden Deutschlands wurden eingekürzt. Stark eingeschränkt waren die ICE-Verbindungen von Dortmund nach München. Auch die ICE-Linie Köln-Frankfurt verkehrte nur eingeschränkt. Einige Züge auf dieser Strecke wurden zwischen Montabaur beziehungsweise Limburg und Frankfurt durch Busse ersetzt. Die ICEs von Köln nach Wiesbaden/Mainz entfielen ganz. Außerdem fuhren zahlreiche Züge mit halber Länge und somit mit der Hälfte des üblichen Sitzplatzangebots.
Der Grund für die erheblichen Störungen sind Sicherheitskontrollen an den Radsatzwellen bei 137 Zügen vom Typ ICE 3 und ICE T. Verantwortlich für die Überprüfungen ist eine Anordnung des Eisenbahnbundesamts (EBA) von Anfang Oktober, gegen die sich die Bahn zunächst vor dem Kölner Verwaltungsgericht vergeblich gewehrt hatte. Danach muss der Nochstaatskonzern die Wartungsintervalle, innerhalb deren die ICE-Radsätze per Ultraschall untersucht werden, deutlich verringern.
Der Bescheid steht im Zusammenhang mit dem Unfall in Köln am 9. Juli, als ein Zug der Baureihe ICE 3 wegen einer defekten Radsatzwelle bei geringer Geschwindigkeit aus den Schienen gesprungen war. Verletzt wurde seinerzeit niemand. Wäre der Zug jedoch bei Tempo 300 entgleist, hätte die Möglichkeit "einer Katastrophe wie in Eschede" bestanden, warnte das EBA. Die Ursache für den Kölner Achsbruch ist bis heute ungeklärt. Der Unfall werde nach wie vor "intensiv untersucht, ohne dass bisher eine eindeutige Ursache gefunden worden ist", so die Bahn. Erst in diesem Monat wurde bei einer Routineuntersuchung auch in der Achse eines ICE-T-Zuges ein "Anriss von zwei Millimetern Tiefe" festgestellt.
Die Zusatzüberprüfungen sollen noch bis mindestens Ende dieser Woche dauern. Informationen über die Einschränkungen sind unter www.bahn.de im Internet abrufbar. Ab der kommenden Woche hofft die Bahn, wieder nach normalem Fahrplan unterwegs sein zu können.
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