■ Zur Person: Flüchtlingshelfer und Ersatzvater
Fast ein Jahr lang hat sich Udo Casper von der Bremer Flüchtlingsinitiative für den 17jährigen Mohamed Kamara aus Sierra Leone eingesetzt. Jetzt ist das Etappenziel erreicht: Er wurde Vormund des westafrikanischen Flüchtlingsjungen. Schnellstmöglich will Udo Casper sein Mündel zurück nach Bremen holen. „Der Junge gehört dahin, wo die Freunde sind.“Auch soll Mohamed wie andere Flüchtlinge in seinem Alter die Berufsschule besuchen können. „Das darf er in dem Kuhdorf, wo er jetzt wohnt, nämlich nicht. Das Sozialamt will die Fahrtkosten nicht übernehmen“, schimpft Casper.
Caspers Entscheidung, Ziehvater zu werden, reifte nach einer hartleibigen Entscheidung des Bremer Sozialbehörde im letzten Jahr. Danach wurde der Minderjährige trotz erster Freundschaften in Bremen nach Sachsen-Anhalt „umverteilt“. „Das ging nur, weil man Mohamed vorher nicht abgenommen hatte, erst 15 Jahre alt zu sein“, berichtet Casper. Bis Ärzte die Angaben des Jungen endlich als richtig bestätigten, hatte dieser die Asyl-Schallmauer zum 16. Lebensjahr nämlich tatsächlich durchbrochen – und mußte deshalb einen (neuen) Asylantrag stellen. Die Folge war sein Zwangsumzug; im behördendeutsch „die Umverteilung“. Caspers Kommentar: „Jeder Vormund hätte das verhindert.“Das Problem: „Einen Vormund hatte Mohamed ja nicht bekommen, weil die Behörde ihn zum 17jährigen erklärt hatte.“
Jetzt will Vormund Casper alles geraderücken. Er wüßte nicht, wer sonst. Die Eltern des Jungen gelten im bürgerkriegszerissenen Sierra-Leone seit zwei Jahren als verschollen . „Ich glaube, Mohamed ist Waise“, sagt Udo Casper. ede
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