■ Zur Person: Nur Haller kann Haller kontrollieren
Professionelles Controlling ist wichtig und gut, haben Bremens Wirtschafts- und Finanzpolitiker sich von McKinsey erklären lassen. Auch für das Investitionssonderprogramm (ISP), nicht zuletzt verlangt der Geldgeber – Bonn – das. Nur eines ist bekanntlich besser als Kontrolle: Vertrauen. Also, so will der Senat an diesem Dienstag beschließen, soll der Mann, dessen Handschrift das ISP trägt und der seit Jahren – Senatoren kommen und gehen – die Umsetzung verantwortet, Staatsrat Prof. h.c. Fank Haller, das Controlling übernehmen.
Insgesamt 1,2 Millionen Mark sollen die Gutachter bekommen, die Firma Prognos hat gegenüber dem Mitbewerber „ifo“ den Zuschlag bekommen, und satte 600.000 Mark sollen, so steht es in einer Beschlußvorlage für den Senat, dem „Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung“ (BAW) für die Projektleitung, Dokumentation und Vollzugskontrolle bewilligt werden. Der BAW ist eine Abteilung des Wirtschaftssenators, Personalkosten fallen soweit nicht an, und der derzeit schon für den BAW verantwortliche Staatsrat hatte gelegentlich angekündigt, er werde im Juli dieses Jahres von seinem Rückkehrrecht auf den Posten des BAW-Leiters Gebrauch machen. Von dieser Position aus kann er dann das fortlaufende Controlling seiner bisherigen Arbeit hauptberuflich und professionell selbst steuern.
Zusätzliche 300.000 Mark bekamen drei Professoren, die Haller nicht nur wegen dieser Auftragsvergabe verpflichtet sind – sie residieren in dem modernen „Haus der Wirtschaft“ am Rande des Technologieparks Universität, in dem Haller die vollverglaste Penthouse-Etage vorsorglich für sich bauen ließ, allerdings nur Parterre. Begründung in der Senatsvorlage für die Selbstbeauftragung („Öffentlichkeitarbeit: Nicht vorgesehen“): Es geht gegenüber Bonn um „eine verstärkte argumentative Untermauerung durch den Nachweis der wirtschafts- und finanzkraftstärkenden Wirkung des ISP“. Wahrscheinlich ist es genau dies, was die Leute von McKinsey bei ihrem Hinweis auf die Notwendigkeit von professionellem Controlling gemeint haben. K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen