Zur ITB: Berlin-Tourismus: Die Mauer als Touristen-Köder
Auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin (ITB) werben mehr als 180 Länder und Gebiete für ihre Reiseziele. Berliner Aussteller wollen das diesjährige Mauerfall-Jubiläum effektiv vermarkten - und hoffen auf einen Touristenzuwachs für 2009
Überraschend übersichtlich wirkt die Halle, in der die Organisatoren des Projekts "20 Jahre Mauerfall" Informations-Paravents mit historischen Daten aufgebaut haben. Auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB), die an diesem Wochenende für Besucher geöffnet ist, wollen die Projektleiter auf die Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums aufmerksam machen. Aber nur wenige Leute bleiben vor den erleuchteten Säulen stehen. Die meisten ITB Besucher hetzen nur durch die Halle, um in den Spanien-Pavillon zu gelangen.
Dorett Auerswald, Sprecherin des Projekts "20 Jahre Mauerfall", ist sich dennoch sicher, dass zum Jubiläum scharenweise Touristen nach Berlin kommen. Das internationale Interesse an Berlin sei groß, sagt sie der taz. "Immer wieder sehe ich Touristen am Potsdamer Platz, die sich auf dem ehemaligen Mauerstreifen fotografieren lassen - das ist doch toll!"
Das Themenjahr biete, so Auerswald, allen Berlin-Besuchern Gelegenheit, den Fall der Mauer als positives Ereignis zu reflektieren. "Die Wende hatte ja nicht nur Auswirkungen auf Deutschland, die ganze Welt war involviert." Außerdem interessiere es Touristen, was sich aktuell in Berlin tue, wie der Bau des Großflughafens BBI in Schönefeld.
Der Sprecher von Berlin Tourismus Marketing, Christian Tänzler, schätzt die Entwicklung des Berlintourismus schon viel nüchterner ein. "Die Voraussetzungen sind schwierig", sagt er auf der Reisemesse. Es sei ungewiss, wie sehr sich die Wirtschaftskrise auf die Reiselust der Menschen auswirkt. Dass Mauerfall-Jubiläum sei daher, so Tänzler, ein "absoluter Glücksfall". "Im Januar hatten wir eine Million Übernachtungen in der Stadt. Das ist ein Plus von 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr", berichtet er. Allerdings könne man daraus keinen Trend für die kommenden Monate ableiten. In Berlin machen laut dem Tourismus-Sprecher vor allem Deutsche Urlaub, dicht gefolgt von Briten und Amerikanern. Auch der asiatische Markt habe in den letzten Jahren stark zugenommen. 2008 hätten insgesamt 7,9 Millionen Menschen Berlin besucht, 60 Prozent davon seien Deutsche gewesen. Während die Deutschen vor allem nach Berlin kommen, weil sie Hauptstadt, Regierungssitz und Kulturstadt sei, sähen ausländische Touristen Berlin weitgehend als Trend- und Lifestyle-Metropole. Die Vielfalt, das "Dynamische" und "Unfertige" der Stadt ziehe die Touristen an.
Diese von Tänzler hervorgehobene Vielfalt scheinen sich auch die Berliner Aussteller auf der Reisemesse zu Herzen genommen zu haben. Während der Funke bei der Mauerfall-Ausstellung noch nicht ganz überspringt, bilden sich Menschentrauben vor den Berlin-Ständen, an denen Vertreter ihre Angebote vorstellen: vom Hundehotel bis zu Outdoor-Aktivitäten.
Für das Mauerfall-Jahr wollen Reiseanbieter mit ganz speziellen Angeboten die Touristen in die Stadt locken. Laut Tänzler wird es unter anderem Fahrradtouren auf dem Mauerstreifen und thematische Video-Bustouren geben.
Das Mauerfall-Jubiläum so vermarkten? Tänzler sieht darin kein Problem. Wenn doch die Nachfrage so groß ist. Für ihn sei Berlin einer der wenigen Standorte, wo die Mauer noch erlebbar ist. Er nennt es "Geschichte zum Anfassen".
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