■ Zur Einkehr: La Lonja
Wir waren drei hungrige Gesellen und wollten Fisch. Guten Fisch. Leider mußten wir bislang auswärtigen Gästen immer verlegene Mienen entgegenhalten, wenn sie kamen, um mal gut Fisch zu essen. Ab jetzt lachen wir sie selbstbewußt an, weil wir wissen, wo wir mit ihnen hingehen. Vergeßt „Natusch“ in Bremerhaven! Jetzt kommt – neu eröffnet – „La Lonja“ in Schwachhausen. Nichts weist darauf hin, daß das schlauchförmige Lokal (früher war hier das „Amici“) aufs Maritime abhebt; bloß auf dem Tresen, wo der hochbegabte Küchenchef Ingo Blanck vor den Augen der Gäste mit Pfannen und Fischen jongliert, steht ein Deko-Fisch. Angenehm schwer fällt die Wahl auf der kleinen Karte. Was er kann, zeigte der Koch, als die „Medaillons vom Seeteufel, Chicoreegemüse mit gehackten Walnußkernen und Kartoffelgratin“ (33 Mark) kamen, der „La Lonja-Teller“ (Rotbarbe, Zander, Lachs, Kaisergranat; 36 Mark) und das „Limandesfilet mit Muscheln auf Tomatenwürfeln mit Sauce Mornay gratiniert, Maismehlkrapfen“ (28,50 Mark). Köstlich die Harmonie, die die zarten, schmackhaften Fische eingingen mit den mit – deutlich zu schmecken – frischen Kräutern bereicherten, exquisiten Saucen. Große Preiselbeeren tummelten sich auf den Tellern, herbstliche, irritierende Nuance im gekonnt austarierten Geschmackseindruck. Kaum stört uns, daß unser Wein (Badener Grauburgunder Kabinett 1994, 34 Mark) in einem häßlichen transparenten Plastikkühler stand und der freundliche, bemühte Service nicht alle Fragen zu Speis und Trank beantworten konnte. Aber das wußte er: „La Lonja“, spanisch, steht nicht im Wörterbuch und bezeichnet jenen Platz im Ort, wo der fangfrische Fisch verkauft wird. Dann die Desserts: „Gratin von Feigen und Weintrauben“ (13,50 Mark), „Wildhonigparfait an Cointrauschaum“ (15,50 Mark) und „Pflaumen in Ingwersauce mit Bourbonvanille in Caramelkruste“ (9,80 Mark). Angesichts der filigranen Konsistenz des halbgefrorenen Parfaits kam selbst beim Guide Michelin-geschulten Gourmet-Kollegen die Frage auf: Wo ist das Rezept? Und auch, wie sich die Pflaumen mit der vornehmen Klebrigkeit des Karamels verbanden (und Vanille, Sternfrucht und Feigen im Geschmacks-Hintergrund wirkten), bewies: Der Koch weiß, was er tut und wie er's tut. Es verlangte uns nach Grappa, der jedoch den hohen Standard des Hauses nicht halten konnte. Hoffentlich kommen bald wieder Gäste, die man, des Erfolgs gewiß, hier hinführen kann.
Alexander Musik
„La Lonja“, Buchenstr. 7a; Öffnungszeiten Di.-So 18-24 Uhr
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