■ Zur Einkehr: Im Poco Loco
Gäste, zumal wenn sie außerordentlich hungrig sind, können hilflose aber auch aggressive Zeitgenossen sein. Da werden böse Blicke auf Lokalbesucher geworfen, die bereits ein nettes Plätzchen ergattert haben. Denn wer einmal die Schwelle übertreten hat, erblickt die bittere Wahrheit: Im ganzen Saal ist kein einziges Plätzchen mehr frei. Selbst an den Katzentischen in der Ecke wird fröhlich gespachtelt, getrunken, gelacht. Aber im mexikanischen Restaurant Poco Loco in der Neustadt ist alles ganz anders.
Denn da gibt es ja äußerst reizende Damen, die schnell drei Stühle organisieren und eifrig Tische zusammenschieben. Zwar etwas nah am Nachbarn, aber das macht ja nichts. Versammelt sich im Poco Loco doch eine eingeschworene Neustädter Gemeinschaft, die sich ohnehin bei Kaisers um die Ecke oder bei Bäcker Lose freundlich „Guten Tag“ sagt. Da kann man sich schon mal eng an eng auf Holzstühlen gegenseitig auf den Teller starren – auf dem sich im Poco Loco vielerlei Dinge servieren lassen. Von Pizza über Pasta bis zu Scampis oder Mais-Chips ist dort alles zu haben – auch Rollos mit Füllung für Feinschmecker stehen auf der Karte. Etwas zuviel Hühnerfleisch im Rollo-Fladen, mild aber dennoch angenehm würzig mit einer süffisanten Sauce unterlegt. Es muß ja auch nicht immer klassisch mexikanisch sein. Das gilt übrigens auch für das Interieur des am Wochenende immer proppevollen Lokals. Grüne Plastikpalmen heben sich da angenehm von den (fast schon klassisch für Quasi-Szene-Restaurants) orange gebeizten Wänden ab. Nicht zu vergessen die aufgespritzten Ornamente an der Wand. Nur wenige Minuten aber bleiben dem Gast, um mit dem Auge herumzuschweifen. Denn der dampfende Rollo-Teller lockt. Da freut sich das hungrige Neustädter Herz und greift zu Messer und Gabel – und schaut auf die Gäste, die hungrig am Eingang stehen und warten. Aber da gibt es ja die Bedienungen, die... Ein Loblied auf diesen rühmlichen Einsatz. Katja Ubben
Poco Loco, Gastfeld-/Ecke Lehnstedter Straße.
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