■ Zur Einkehr: Im Ghandi
Einfache Holztische auf hellem Parkett, die Wände curryfarben meliert, der Raum dezent beschallt von meditativen Sitar-Klängen. So empfängt das seit gut zwei Monaten im ehemaligen „Abseits“ beheimatete indische Restaurant seine Besucher. „Hier könnte auch Ghandi gesessen haben“, kommentiert der mit-testende Kollege die spartanische und dennoch freundliche Atmosphäre, die einen hier umfängt. Familiär fühlt man sich, umsorgt von einem freundlichen Wirt, der als Gaumenschmeichler vor dem Essen gratis einen Korb frisches „Nanbrot“ (dünnes Fladenbrot) mit fein gewürzter Joghurtsauce serviert, obwohl dieses eigentlich zwei Mark kostet. Eine nette Geste und ein überaus köstlicher Auftakt, von dem man kaum lassen kann.
„Murgh Tandoori“ sollte es zum einen sein, „Murgh Ticka“ zum anderen. Also „Hähnchenbrüste, 24 Std. in Joghurt mariniert, im Tonofen mit Holzkohle gebacken mit verschiedenen indischen Gewürzen“ (12 Mark) und „Hähnchenkeule mit verschiedenen Linsen“ (15 Mark). Gut war beides. Nein, nur letzteres. Ersteres war phantastisch: Eine im Ganzen servierte Hähnchenbrust mit Fleisch von ungewohntem Würzmarinadenraffinement, im Holzkohlenaroma sehr knusprig gebräunt auf duftendem, perfekt gegartem Reis. Nicht irgendwelchem Reis, sondern echtem Basmati. Und das für diesen Preis. Dazu gab's einen guten Löffel süßsaurer Chilitunke, gerade so scharf, daß auch empfindliche Naturen nicht zurückschrecken müssen. Als nicht ganz so gut gewürzt empfand der Kolllege seine Hähnchenstücke auf Linsenmus. Doch das mag auch an der Hoffnung gelegen haben, daß indisch und scharf Synonyme seien. Sind sie aber nicht, wie wir erfuhren.
Was wir noch erfuhren: Im „Ghandi“ wird die Karte bewußt klein gehalten, damit alles wirklich frisch und ohne Vorkochen zubereitet werden kann. Was überaus lobenswert ist, aber zu längeren Wartezeiten führen kann, die man einkalkulieren sollte. Zur Krönung des Mahls wurde dann noch – ebenfalls gratis – ein indischer Rum in XXL-Cognacschwenkern gereicht, der neben seinem überraschend exotischen Aroma eine angenehme Weichheit entfaltete.
Fazit: Die Freundlichkeit und das auch ohne die beiden Gratiszugaben überzeugende Preis-Leistungs-Verhältnis führten bei uns dazu, dem „Ghandi“ ein langes Leben zu wünschen. Zumal man dort bis tief in die Nacht speisen kann. Und zwar jedes Gericht der Karte.
Moritz Wecker
Ghandi, Sachsenstr. 19, ab 18 Uhr. Montags Ruhetag
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