■ Zur Einkehr: Im Adiyaman
„Hier, guck mal“, hielt ein Freund mir neulich ein grünes Blatt vor die Nase, „wie wär's heute damit?“ Das Blatt kündete von der Neueröffnung des „einzigen südanatolischen türkischen Spezialitätenrestaurants in Bremen“ namens Adiyaman – mit einem Steinofen als Mittelpunkt, in dem „viele köstliche Speisen gegrillt und gebacken werden“. Natürlich gingen wir. Klang ja gut.
Und es war auch gut. Nachdem wir uns von der biederbürgerlichen Gardinenfassade des „Adiyaman“ nicht hatten abschrecken lassen, entpuppte sich der ehemalige „Cabana“-Raum als einigermaßen nett eingerichtet, mit Stühlen, die zum Teil deutlich nach einer übernommenen Altlast des ehemals dort befindlichen Cafés aussahen, und mit einer zentral plazierten Glasvitrine, in der allerlei Vorspeisenartiges animiermäßig ausgebreitet die Hun-grigen lockte. Wir entschieden uns für zwei der drei Mittagstisch-Varianten. Einer „Hähnchenspieße mit Reis“, der andere „Geschnetzeltes Lammfleisch mit Reis“. Zunächst kam eine Suppe, deren Zutaten „irgendwie undefinierbar“ blieben, aber dennoch gut mundeten, wie mein Begleiter bemerkte. Bei den Hauptspeisen sah es deutlich so aus, als hätte ich mit den Hähnchenspießen die bessere Wahl getroffen. Doch mein Gegenüber stritt dies vehement ab. Saftig, zart und nicht fettig seien die Lammstücke, dazu noch interessant gewürzt, versicherte er. Ich glaubte ihm und ließ die eigenmündige Überprüfung sein. Schließlich war auf mein Gegenüber Verlaß. Und meine Spieße waren einfach zu köstlich, um sich durch anderes irritieren zu lassen. Für Huhn ungewöhnlich saftig auch sie, dazu von gegrillten türkischen Paprika und Tomaten ergänzt sowie begleitet von einer mildjoghurtigen Knoblauchsauce. Wirklich gut. Wie der Preis: Jeweils, inkl. Suppe, elf Mark.
Zum Abschluß nahmen wir einen türkischen Cappuccino, von dem die Bedienung nicht nur behauptete, er sei just von einem Italiener für besser befunden worden als der in seiner Heimat. Dabei bot sie auch gleich noch an, ihn nicht zu berechnen, falls wir nicht der selben Meinung wären. Hoch gepokert. Zu hoch. Denn gut war die mit Zimt und Sahne angereicherte Moccaversion schon, aber besser als italienischer Cappuccino, das war nun doch etwas übertrieben. Wir zahlten trotzdem. Überschwenglicher Elan muß ja nicht gleich bestraft werden. Und wir versicherten, wiederzukommen. Zumal die Betreiber des Restaurants eine täglich wechselnde Mittagskarte ankündigten.
Moritz Wecker
Adiyaman, Schwachhauser Heerstraße 6
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