Zum Tod von Angela Lansbury: Vergnügt an der Schreibmaschine

Die Schauspielerin Angela Lansbury wurde vor allem durch „Mord ist ihr Hobby“ berühmt. Doch die Welt hat ihr weitaus mehr zu verdanken.

Portrait

So viel Lust am Schreiben: Angela Lansbury (1996) Foto: Ronald Grant/Mary Evans/imago

Ein bisschen tröstet es, dass ich gerade in der County Cork in Irland im Urlaub bin, als mich die Nachricht erreicht, dass die Schauspielerin Angela Lansbury gestorben ist. Als es ihren Kindern Anfang der 1970er nicht gut ging, weil die mit Drogengebrauch zu kämpfen hatten, packten Angela Lansbury und ihr Mann Peter Shaw sie ein und zogen mit ihnen von Hollywood in die County Cork auf der grünen Insel. Es funktionierte.

Vielleicht war es das wilde Meer im Südwesten, dessen rohe Naturgewalt es mit jedem Rausch aufnehmen kann, vielleicht war es das Ankommen in dem Land, in dem die Mutter von Angela Lansbury früher Schauspielerin gewesen war. In jedem Fall gewannen Lansburys Kinder die Battle gegen die Abhängigkeit. Ein Umzug also, der ihnen wahrscheinlich das Leben gerettet hat. Lansburys Sohn Anthony Pullen Shaw führte später bei zahlreichen Episoden von „Mord ist ihr Hobby“ Regie, der Serie, deren Hauptfigur Jessica Fletcher Angela Lansbury ab 1984 für über 264 Folgen verkörperte.

Die Stadt am wilden Meer, in der die erfolgreiche Kriminautorin und noch erfolgreichere Hobby-Detektivin Jessica Fletcher lebt, ist das fiktionale Fischerdörfchen Cabot Cove am Atlantik in Maine. Auch Jessica Fletchers Vorfahren kommen aus der County Cork. Vor ein paar Tagen habe ich hier noch meiner Tante erzählt, dass meine Freundin sich schon so freut, sie in Maine aka „Cabot Cove“ zu besuchen.

Spiegelneuronen in Rage

Das Erste, was ich recherchiere, nachdem ich von Lansburys Tod gehört habe, ist, ob es irgendwo alle Schreibmaschinen und Computer (!) zu sehen gibt, auf der Jessica Fletcher im Vorspann von „Mord ist ihr Hobby“ so vergnügt tippt. Es gibt sie, die Schreibgeräte, nach Staffeln sortiert und auf fünf Minibildschirmen im Bild collagiert. Die Opening Credits sind ikonisch: Jessica Fletcher gärtnert in ihrem Haus in Cabot Cove, kommt mit Gummistiefeln und gelber Regenjacke vom Angeln, winkt jemandem von ihrem Fahrrad zu. Dann schreibt sie auf ihrer Schreibmaschine, bis das fertige Manuskript in eine Kladde kommt – lächelnd! Ich kann den Vorspann bei sämtlichen Blockaden empfehlen. So viel Lust am Schreiben zu sehen, bringt automatisch die Spiegelneuronen in Rage.

Ein Highlight der Serie war für mich immer das Crossover mit der Krimiserie „Magnum, P. I.“: Jessica Fletcher muss Magnum im Urlaub auf Hawaii aus der Klemme helfen, als er des Mordes verdächtigt wird. Sie haut ihn raus. Wie sie auch ständig ihren Neffen und zahlreiche Freun­d:in­nen raushauen muss. Und dabei ist Jessica Fletcher nur eine Figur, mit der Angela Lansbury uns rausgehauen hat. Ich sehe meine Großmutter, wenn ich „Mord ist ihr Hobby“ gucke. Und wenn Angela Lansbury und Bea Arthur im Musical „Mame“ als Mame Dennis und Vera Charles im Duet singen „I’ll always be Alice Toklas if you be Gertrude Stein“, ist bei mir sowieso alles vorbei. Wir haben Angela Lansbury, Deckname J. B. Fletcher, so vieles zu verdanken.

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Redakteurin für Kunst in Berlin im taz.Plan. Alle 14 Tage Kolumne Subtext für taz2: Gesellschaft & Medien. Studierte Gender Studies und Europäische Ethnologie in Berlin und den USA. 2020 Promotion "Chrononauts in Chromotopia" zum Lusterleben in der abstrakten Malerei. Themen: zeitgenössische Kunst, Genderqueerness, Rassismus, Soziale Bewegungen.

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