Zum Tod des Rappers Phife Dawg: Sein Reimstil bleibt unnachahmlich
Mit seiner Crew A Tribe Called Quest gehörte er zu den Größen des HipHop. Nun ist Phife Dawg alias Malik Isaac Taylor im Alter von 45 Jahren gestorben.
Auf einer dieser Platten aus New York wurde vom baldigen Beginn der „New School“ verkündet. Was konnte das sein, die New School of HipHop? Dann erschien 1988 „Straight Out the Jungle“ das Debütalbum der Jungle Brothers. Auf dem Backcover waren die drei Künstler als Wildhüter verkleidet im New Yorker Central Park zu sehen, auf dem Album wurden alte Soulplatten enorm funky gesampelt und mit der Drummachine gekoppelt und die Raps waren so smooth wie nie zuvor.
Außerdem gab es einen richtigen House-Track (“I‘ll House You“). Und bald darauf wurden die Debütalben von De La Soul „3 Feet High And Rising“ und A Tribe Called Quest „People‘s Instinctive Travels and the Paths of Rhythm“ veröffentlicht, ähnlich stilbildend wie das der Jungle Brothers und genauso abwechslungsreich im Sound, einem Sound, der HipHop für immer verändern sollte. Die drei Crews zählten sich zur Native Tongues Posse, einem Künstlerkollektiv, das im New-York-HipHop der frühen Neunziger viele Strippen zog.
Die Mitglieder der Native Tongues entledigten sich dem Nihilismus jener Jahre auf künstlerische Weise. In den Raps ging es plötzlich um Blumen, um Geldbörsen, die verloren gingen oder um eine unglückliche Liebesgeschichte. Man sprach nun vom Daisy Age des HipHop. Gänseblümchen-Zeit statt Gangsta- oder Party-Gehabe. Die vorherrschenden Rapmodelle bekamen durch das Daisy Age ernstzunehmende Konkurrenz. Nun kam der reflektierte Rapper hinzu: Selbstbewusst, geschichtsbewusst und popaffin, aber durchaus auch HipHop-Battle gestählt.
Der Terrier mit heiserer Stimme
A Tribe Called Quest waren zu viert. Die drei Rapper Q-Tip, Phife Dawg, Jarobi White und der DJ Ali Shaheed Muhammad. Und sie brachten eine ganz neue Musikalität in den HipHop, offen für Jazz und Pop. Sie brachten eine weiche, verletzliche Seite in den HipHop, ohne rührselig zu klingen. Für ihren Song „Can I Kick it“ sampleten sie etwa Lou Reeds „A Walk on the Wild Side“ und Q-Tip und Phife Dawg wechselten sich virtuos bei den Reimen ab.
Empfohlener externer Inhalt
Q-Tip war der coole Womanizer von A Tribe Called Quest und Phife, der Terrier mit der heiseren Stimme, der immer ein bisschen mehr um Präsenz kämpfen musste als die anderen, aber dafür unnachahmliche Verse droppte. Wenn er rappte, bellte es immer ein bisschen: „But here‘s the real scoop/ I‘m all that and then some/Short, dark, and handsome/Bust a nut inside your eye to show you where I come from/I‘m vexed, fuming, I‘ve had it up to here/My days of paying dues are over/Acknowledge me I‘m there, yeah“, rappt Phife Dawg in „Scenario“, einem Drum'n‘Bass-artig runtergestrippten Track vom zweiten, 1991 erschienen ATCQ Album „Low End Theory“.
Dieses Werk sollte ihr Vermächtnis werden, bis heute das HipHop-Album, dass sich am intensivsten mit Jazz beschäftigt. An seine Dringlichkeit kamen A Tribe Called Quest auf ihren folgenden drei Alben nicht mehr heran. Als sie sich Ende der Neunziger Jahre aufgelösten, hinterließen sie zwar ein schmales, aber dennoch einflussreiches Oeuvre.
Von Diabetes gezeichnet
Das heisere, das angestrengte an Phife Dawgs Reimstil war in Wahrheit einer Diabetes-Erkrankung geschuldet, das erfuhren die meisten Fans erst durch den Dokumentarfilm „Beats, Rhymes & Life: The Travels of A Tribe Called Quest“ von Michael Rappoport (2011). Darin geht es vor allem um eine Band-Reunion, die hauptsächlich zustande kommt, um Krankenhausaufenthalte und Behandlungskosten von Phife Dawg zu finanzieren. Es ist ein tieftrauriger, unromantischer Dokumentarfilm, der viel bandpolitisches über A Tribe Called Quest und nebenbei auch noch etwas über das komplizierte amerikanische Gesundheitssystem erzählt.
Am Dienstag hat Malik Isaac Taylor alias Phife Dawg die HipHop-Battle gegen seine Diabetes-Erkrankung verloren. Er wurde nur 45 Jahre alt. Sein Rapstil ist und bleibt unnachahmlich.
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