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Zum KirchentagGemeinden hoffen auf heilbringende Wirkung

■ Bremer Kirchentag beschließt neue Wirtschaftsordnung gegen Finanznot

Von „Schätzen“ hatte er gestern zu berichten – der Schriftführer der Bremischen Evangelische Kirche (BEK) auf dem diesjährigen Kirchentag. So sei der Gottesdienstbesuch weiterhin konstant und es gebe mehr Ehrenamtliche, verkündete Louis Ferdinand von Zobeltitz stolz den knapp 200 Gemeindedelegierten. Dabei hatten die eigentlich über Sparkonzepte und eine neue Wirtschaftsordnung zu entscheiden. Doch so hitzig die letzten Sparkirchentage waren, so verhalten segneten die Delegierten gestern ein neues Finanzierungsmodell ab.

Zehn Millionen Mark muß die BEK in den nächsten sieben Jahren einsparen – weil in den letzten zwei Jahren allein 6.000 BremerInnen aus der Kirche austraten. Tendenz: nicht fallend. Angesichts dieser schon auf den vergangenen Kirchentagen verkündeten Zahlen war jetzt wohl auch dem letzten Gemeindevertreter klar: Sparen muß sein – und so nickten sie eine neue Wirtschaftsordnung für die laut Kirchenverfassung autonomen Gemeinden mehrheitlich ab, über die letztes Jahr noch heftig gestritten worden war.

Heilbringende Wirkung erhoffen sich davon jetzt offenbar die Gemeinden. Dabei ist es ein saurer Apfel, in den sie ab kommendem Jahr beißen müssen: Weitaus weniger Geld wird es nämlich geben – und dazu noch mehr finanzielle Verantwortung als bisher. Die Gemeinden sollen eigene Budgets bekommen und damit selber entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben. Gerade kleine Gemeinden trifft das hart. Weil die Bugets nach Mitgliedergröße gestaffelt sind, könnten sie sich im schlimmsten Fall nur noch eine halbe Pfarrstelle und eine Gemeindesekretärin leisten.

Kalte Füße hatten dann doch noch einige GemeindevertreterInnen bekommen: Ob die Kirche denn im Falle eines möglichen Konkurses zur Seite stehe, wollte ein Delegierter vom Kirchenausschuß wissen, der das neue Budgetsystem als höchstes Kirchengremium erarbeitete. Und ob man nicht doch für die kleinen Gemeinden mit den Mitteln etwas höher gehen könnte, fragte devot ein anderer die Kirchenherren auf dem Podium. Doch die wischten das beiseite: Ziel sei es, daß Gemeinden in Zukunft gemeinsame Haushalte aufstellen und mehr kooperieren. Mit Kooperationen hatten sich die Gemeinden – wegen unterschiedlicher religiöser Schwerpunkte – in der Vergangenheit oft schwer getan.

Noch autonomer sollen die Gemeinden jetzt also werden – das ist seit gestern beschlossene Sache. Übergemeindliche Arbeitszeitmodelle gegen den zu erwartenden massiven Personalabbau – wie von der kirchlichen Personalvertretung gefordert – sind damit offenbar vom Tisch. Jetzt bleibt abzuwarten, ob die ehrenamtlichen Kirchenvorstände in den Gemeinden der komplizierten Haushaltsführung überhaupt gewachsen sind – und wie professionell sie künftig als strenge Haushalter mit dem Personalabbau umgehen werden. „Wir müssen jetzt sehen, was dabei herauskommt“, beruhigte gestern ein Kirchenausschußmitglied die anwesenden Delegierten.

Über die Millionenkürzungen im gesamtkirchlichen Bereich wie zum Beispiel der Diakonie will das Parlament heute entscheiden. kat

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