Zukunftskrieg der Lüfte: Ami-Drohnen werden Open Source
US-Drohnen sind zu virenanfällig. Noch laufen sie auf Windows, sollen aber zu Linux wechseln. Die Sicherheit sei bei den jüngsten Attacken nicht gefährdet gewesen.
BERLIN taz | Aufgrund von Virenattacken rüsten die USA die Bodenkontrolle ihrer Drohnen jetzt auf Linux um. Rund 28 Millionen Dollar bezahlen die Streitkräfte dem Unternehmen Raytheon Intelligence and Information Systems, um die Northrup-Grumman-MQ8B-Fire-Scout-Drohnen der Marine auf das Unix-ähnliche Mehrbenutzer-Betriebssystem umzustellen.
Die ferngesteuerten Flugkörper sind die bevorzugte Waffe der USA für Krisengebiete von Afghanistan bis Jemen, aber in letzter Zeit wurden die mit Windows-Betriebssystemen ausgestatteten Drohnen ein Opfer von Viren. Obwohl die US-Luftwaffe versuchte, die Zwischenfälle herunterzuspielen, waren die Malware-Attacken offenbar besorgniserregend genug, um das Betriebssystem der Drohnen zu wechseln.
„Wenn ich zwischen Windows XP und einem auf Linux basierenden System wählen müsste, um ein militärisches System aufzubauen“, erklärte Mikko Hypponen, Mitarbeiter des IT-Sicherheitsunternehmens F-Secure, „so hätte ich keine Zweifel, für welches ich mich entscheiden würde.“
Hochentwickelt - aber extrem unsicher
Im Oktober letzten Jahres nahm die US-Armee zum ersten Mal offiziell Stellung zu dem Virenbefall ihrer hochentwickelten Aufklärungs- und Waffensysteme. Bis dahin waren die Zwischenfälle mehr oder weniger ignoriert worden, hatten aber bereits für Aufruhr in den US-Medien gesorgt. Die Malware „war mehr ein Ärgernis als eine operative Bedrohung“, ließ die Luftwaffe in einer Presseerklärung verlautbaren. Die Fähigkeit der Drohnenpiloten, die Fluggeräte fernzusteuern, sei zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt gewesen, hieß es weiter.
Die Frage ist: Wie kam es zu dem Virenbefall? Die Air Force bezeichnete den Virus als einen „Credential Stealer“, eine Malware, „die regelmäßig benutzt wird, um Log-in-Daten und Passwörter von Leuten zu stehlen, die online zocken oder Mafia Wars spielen“, schrieb die Nachrichten unter Berufung auf einen anonymen Vertreter des Verteidigungsministeriums.
Die Videogamer unter den Drohnen-GIs holen die Viren ein
Zu der Frage, warum die Soldaten während einer Drohnenmission an Videospielen sitzen und gleichzeitig die kostspieligen Waffensysteme mit einem Virus infizieren, äußerte er sich nicht. „Grundsätzlich besprechen wir den operativen Status unserer Streitkräfte nicht in der Öffentlichkeit“, sagte Colonel Kathleen Cook, Sprecherin des Air-Force-Führungsstabs, „aber wir hielten es für wichtig, bestimmte Informationen, die mit diesem Zwischenfall zu tun hatten, freizugeben, damit die Öffentlichkeit nachvollziehen kann, dass der entdeckte und quarantänisierten Virus keine Bedrohung für unsere operative Mission darstellte. Wir verstärken unsere Cyber-Abwehr auch weiterhin mit der neuesten Anti-Virus-Software und anderen Methoden“, fügte Cook hinzu.
Die Umstellung des Betriebssystems erfolgt im Stützpunkt für Luft- und Flottenstreitkräfte in Maryland, wo bereits mehr als 5 Millionen Dollar in Linux investiert wurden. Die US-Marine plant, eine Flotte von 168-VTOL-Drohnen (vertical take off and landing: senkrecht startend und landend) aufzubauen, die von Fregatten transportiert werden können und Infrarot- und elektrooptische Aufklärung über eine Distanz von rund 180 Kilometern ermöglichen.
Die ferngesteuerten Spionagehubschrauber können auch mit 70-Millimeter-Raketen bestückt werden. Derzeit werden die Drohnen zum Aufspüren von Drogenschmugglern in der Karibik eingesetzt.
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