Zukäufe in Spanien, Frankreich und Italien: Eon geht auf Einkaufstour
Der Energiekonzern kauft für 11,8 Milliarden Euro europäische Beteiligungen. Damit will er seine gescheiterten Übernahme der spanischen Endesa gutmachen.
Ein Jahr nach der Niederlage im Übernahmekampf um den spanischen Energieriesen Endesa hat der Eon-Aufsichtsrat gestern 11,8 Milliarden Euro Einkaufsgeld bewilligt: Um seine Spitzenstellung im europäischen Strommarkt zu festigen, kann der Konzern nun Kraftwerke und Unternehmensbeteiligungen in Spanien, Frankreich und Italien kaufen. Für das Paket zahlt Eon nach eigenen Angaben 8,9 Milliarden Euro, zudem werden 2,9 Milliarden Euro Schulden übernommen. Der Kauf der Beteiligungen solle im dritten Quartal über die Bühne gehen.
"Eon verfügt nun über eine internationale Präsenz, wie sie derzeit kein anderes Energieunternehmen vorweisen kann", erklärte Eon-Chef Wulf Bernotat. Dankenswerterweise erläuterte er auch gleich, was dies bedeutet: "Eon verschafft sich damit eine noch bessere Plattform für weiteres profitables Wachstum in Europa." In Spanien übernimmt Eon von der italienischen Enel den Stromversorger Viesgo sowie weitere Kraftwerke vom ehemaligen Lieblingsobjekt Endesa. Mit 10 Prozent Marktanteil wird Eon dann die Nummer vier im spanischen Erzeugungsmarkt. In Italien kauft der Energiekonzern 80 Prozent der Endesa Italia und wird auch hier viertgrößter Stromerzeuger. In Frankreich schafft er durch die Übernahme von 65 Prozent an Endesa France/SNET sogar den Sprung auf Rang drei.
"Eon ist in einer schwierigen Situation", urteilt Claudia Kemfert vom Institut für Deutsche Wirtschaftsforschung. Nach dem angekündigten Verkauf seines Stromnetzes müsse der Konzern sich neu orientieren "und Vorsorge treffen, um nicht selbst zu einem Übernahmekandidaten zu werden". Nach der französischen Megafusion von Suez und EdF im vergangenen Jahr geriet der Titel "Europas größter Energiekonzern" für Eon ernsthaft in Gefahr. Konkurrent RWE hat nach einem Bericht der Financial Times Deutschland gerade den Übernahmeschutz verloren.
"Eon hat die Zeichen der Zeit als Erster durchschaut", sagt der Energiewirtschaftler Olav Hohmeyer, Professor an der Universität Flensburg. "Die EU wird sich mit der Trennung von Netzbetrieb und Produktion durchsetzen." Diese als "unbundling" bezeichnete Entflechtung bedeute, dass Energiekonzerne in Zukunft entweder nur Produzenten oder nur Netzbetreiber sein dürfen- nicht aber beides wie derzeit noch in Deutschland. "Der Netzbetrieb war bis vor kurzem noch eine Lizenz zum Gelddrucken", so Hohmeyer. Seit aber die Regulierer - in Deutschland durch die Bundesnetzagentur immer häufiger die Margen stutzen, verliert das Netz an Attraktivität.
Eon hatte ursprünglich geplant, auch in Spanien Platzhirsch zu werden - durch eine Komplettübernahme von Endesa. Mehrfach erhöhte Eon sein Angebot auf zuletzt 42,3 Milliarden Euro. Dagegen wehrte sich die spanische Regierung. Am Ende hatten dann Enel und Acciona in großem Maßstab Endesa-Aktien erworben und halten gemeinsam 46 Prozent. Eon gab das Rennen auf und sich mit dem Kompromiss-Deal zufrieden.
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