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„Zu viele Schusswaffen“

USA Ein hochrangiger Republikaner wird Ziel eines Attentats. Die Ursache der Gewalt wird ignoriert

AUS NEW YORK Dorothea Hahn

Die 154. Massenschießerei dieses Jahres in den USA traf keine Schulkinder oder KinobesucherInnen, sondern hochrangige politische Unterstützer der Schusswaffenlobby beim Baseball-Training. Bei dem Angriff auf einem Sportplatz in Alexandria wurde der Geschäftsführer der republikanischen Fraktion im Repräsentantenhaus, Steve Scalise, durch einen Schuss in die Hüfte schwer verletzt. Sein Zustand galt am Donnerstag als „kritisch“.

Scalise ist ein Trump-Unterstützer der ersten Stunde. Die Schusswaffenlobby NRA erteilt ihm ihre Bestnote A+. Der Täter, ein 66-jähriger weißer Mann aus Illinois, der auf Facebook gegen Donald Trump gewettert und der im Wahlkampf Bernie Sanders unterstützt hatte, kam bei dem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben. Ein Foto zeigt ihn mit einem Transparent mit der Aufschrift: „Besteuert die Reichen“. Er war seit März offenbar arbeitslos und lebte in einem Lieferwagen in der Nähe des Sportplatzes.

Sanders reagierte mit den Worten, er sei „angewidert von dieser verabscheuungswürdigen Tat“. Präsident Trump und seiner Frau Melania brachten dem Abgeordneten und drei weiteren Opfern am Abend Blumen ins Krankenhaus.

Direkt nach der Schießerei sagte das Repräsentantenhaus ein Hearing mit einem Repräsentanten der Schusswaffenlobby NRA (National Rifle Association) am selben Tag ab.

Doch schon am Nachmittag versicherten Republikaner, dass sie ihre Positionen zu Schusswaffen nicht verändern werden. Mo Brooks, ein Abgeordneter, der bei dem Baseballtraining dabei war, sagte: „Wir brauchen den zweiten Verfassungszusatz, um unsere Republik sicher zu machen.“

Nur der demokratische Gouverneur von Virginia, Terry McAuliffe, sagte bei einer Pressekonferenz den naheliegenden Satz: „Auf unseren Straßen sind zu viele Schusswaffen.“ Dafür wurde er von zahlreichen Seiten wegen angeblicher Ausschlachtung einer Katastrophe kritisiert.

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