■ Vorlauf: Zu viele Irre
„Lea Katz – Die Kriminalpsychologin: Einer von uns“, So., 20.15 Uhr, ZDF
Steckt da Bella Block dahinter? Oder warum sonst glauben neuerdings alle Krimi-Dramaturgen, sie müßten ihren Kommissaren komplizierte Biographien in die Rolle schreiben? Meist bleibt dabei die eigentliche Krimi-Story auf der Strecke.
Zudem sind durchgeknallte Cops zwar hübsch zu spielen, tragen aber nicht wirklich zur Spannung bei. Ein Jahr nachdem sie in ihrem Debüt das letzte Mal fürs ZDF ermittelte, ist die arme Kriminalpsychologin Lea Katz auf ihrer neuen Stelle gleich mit derart vielen Psychopathen konfrontiert, daß man glatt glauben könnte, sie sei als Betriebspsychologin der Wache eingestellt worden: Da gibt es den Kollegen Kosmala, Leas Ex-Geliebten, der ihre seelsorgerische Empathie für einen Verdächtigen rasend eifersüchtig beobachtet und den Delinquenten deshalb schließlich in den Freitod treibt. Wo doch sofort klar war, daß es der männliche (!) Erzieher und Pädophile (!!) natürlich nicht gewesen sein konnte. Wäre doch viel zu naheliegend gewesen.
Auch nicht ohne ist Leas zweiter Mitarbeiter, Kommissar Steltzer. Der wirkt zwar anfangs noch ganz normal, aber dann schlägt er beim Ermitteln ziemlich über die Stränge. Natürlich aus ganz privaten Gründen schiebt er einen unbändigen Haß auf Triebtäter. Ach ja, und dann ist da auch noch ein blasses, armes, DDR- und Kinderheimerfahrenes Würstchen.
Daß diese „Lea Katz“ einen dann trotzdem packt, liegt allein an den wenigen psychologisch befreiten Momenten, die Autor Volker Führer seinen Protagonisten ließ. Wenn Martina Gedeck einmal Raum hat, mehr zu spielen, als nur die Stichwortgeberin, ist man mit dem überladenen Zeugs drumherum gleich wieder versöhnt. Vor allem, wenn sie dabei auf Christan Berkel als Steltzer trifft. Er ist mit seinen bedenklich nervös flackernden Augen der heimliche Star des Film. Trotzdem wäre ein schlichter Wer-war-es-nur-Krimi, in dem nur der Psychopath irre ist, auch mal ganz nett.Klaudia Brunst
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