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Zu schön, um Björk zu sein?

■ Ähnlichkeiten mit singenden Elfen beabsichtigt: die Halb-Isländerin Emiliana Torrini tritt heute im Mojo-Club auf

Ihr Vater ist ein italienischer Pizzabäcker, der von seinem Beruf derart wenig verstand, dass er seine Arbeitgeber ungefähr so häufig wechseln musste wie diese das Frittierfett. Auf solch unkonventionelle Weise lernte Emiliana Torrini in ihren Kinder- und Jugendjahren Europa kennen. Allerdings erklärt das noch nicht, warum die 21-Jährige in puncto Sound und Stimme exakt so klingt wie Björk, gar keine Anstalten macht, anders klingen zu wollen, und gegen die ständigen Vergleiche mit der Gudmundsdottir auch überhaupt nichts einzuwenden hat. Vielleicht liegt es daran, dass ihre Mutter Isländerin ist. Und mit dem mithin vererbten Björk-Gen wird auch das romantische Einsamkeits/Melancholie-Klischee sinnfällig, wenn sie so Sätze sagt wie: „Je mehr Menschen um mich herum sind, desto schlechter geht es mir.“

Immerhin gibt es Leute, die ihr im November 1999 vorgelegtes Album Love In The Times Of Science für eines der schönsten des vergangenen Jahres halten. Produziert hat es kein Geringerer als der ehemalige Tears For Fears-Frontmann Roland Orzabal – der Legende nach sind ihm die Tränen in die Augen geschossen, als er das Rohmaterial zum ersten Mal hörte. Live ist das freilich noch mal ein ganz anderer Schnack, wovon sich ein gebanntes Publikum hier zuletzt im Funky-Pussy-Club überzeugen konnte. Auf der jetzigen Europatournee zeichnen übrigens die Sound-Ingenieure von Massive Attack für den guten Ton verantwortlich. Und mit der Bühnenverpflichtung des Schlagzeugers der guten alten Sugarcubes ist dafür gesorgt, dass dem medienträchtigen Björk-Image der sommersprossigen Singer/Songwriter-Elfe noch ein wenig direkter Nachdruck verliehen wird.

Mark Schilling

heute, 20 Uhr, Mojo-Club

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