piwik no script img

Zika-Virus bedroht OlympiaSpiele mit Stich

Das Zika-Virus verunsichert die AthletInnen. Stabhochspringerin Silke Spiegelburg reagiert besonders sensibel – aus bitterer Erfahrung.

Moskito-Busters: Eine Eingreiftruppe der Gesundheitsbehörden von Rio bringt Insektizide aus Foto: ap

BERLIN taz | Die Olympischen Spiele werden wohl nicht verschoben. Am Freitag vergangener Woche hatten 150 Wissenschaftler mit der Forderung, die Spiele zu verlegen, die am 5. August in Rio de Janeiro beginnen sollen, weltweit für Aufregung gesorgt. Die Gefahr, die vom Zika-Virus ausgeht, sei zu groß. Sogar von einer Absage war die Rede. Zu groß sei die Gefahr, dass sich das Virus über die ganze Welt verbreiten könnte.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO wies die Forderungen, die in einem Brandbrief formuliert worden waren, zurück. Die Begründung ist alles andere als beruhigend. Das Virus würde sich sowieso ausbreiten, die Spiele würden dazu nicht signifikant beitragen.

Ob das die Athleten beruhigen kann, ist fraglich. Jungen Frauen, die schwanger sich oder eine Schwangerschaft anstreben, wird von einer Reise nach Rio abgeraten. Das Virus kann schwere Schädelfehlbildungen bei Föten auslösen. Auch unter Sportlerinnen in Deutschland wird das Thema intensiv diskutiert. Darüber berichtet die Stabhochspringerin Silke Spiegelburg, die sich nach langer Verletzung gerade daranmacht, die vom Internationalen Leichtathletikverband geforderte Qualifikationshöhe von 4,50 Metern zu überspringen. Es herrsche eine gewisse Verunsicherung unter den Athleten. „Manche beschäftigt das sehr stark, andere finden irgendeinen Weg, das Thema wegzudrücken“, sagt sie.

Sie selbst erkundige sich seit zwei Jahren regelmäßig über die Gefahr durch Erkrankungen nach Mückenstichen in Brasilien. Dabei sieht sie das Zika-Virus nur als einen Teil der Bedrohung. Das hat einen guten Grund. 2002 ist sie während der Junioren-WM in Jamaika am Dengue-Fieber erkrankt. Mehrere Monate hat es gedauert, bis sie wieder gesund war.

Schon während der Wettkämpfe hatte sie mit Fieberschüben zu kämpfen. „Niemand wusste so recht Bescheid“, erinnert sie sich. Sie war auch nicht die Einzige im Team, die erkrankt ist. „Die Hotels hatten keine Klimaanlagen. Es wurden zwar Moskitonetze verteilt, aber ein Bewusstsein für die Gefahr hat es nicht gegeben.“

Mit „AntiBrumm“ nach Brasilien

In diesen Tagen der Vorbereitung auf die großen Wettkämpfe hat Spiegelburg nicht unbedingt den Eindruck, dass die Verbände, der Deutsche Olympische Sportbund und der Deutsche Leichtathletikverband, besonders offensiv mit dem Thema Zika und Dengue umgehen. Nur auf Nachfrage erhielte man Informationen.

Der DOSB informiert seine Athleten über ein Internetportal (www.infektionen-und-leistungssport.de), die Verbandsärzte wurden geschult und stehen als Ansprechpartner zur Verfügung. Ein Infoblatt mit Informationen zur Prävention, das laufend aktualisiert werden soll, wurde zusammengestellt. Außerdem wurde ein Ausrüstervertrag mit dem Hersteller des Mückschutzmittels „AntiBrumm“ abgeschlossen.

Silke Spiegelburg kennt die Ratschläge zum Schutz vor Mückenstichen. „Ja, ich weiß, dass Mücken zum Beispiel Klimaanlagen gar nicht mögen“, sagt sie. Und sie weiß auch, dass sie sich wohl nicht ganz sicher fühlen würde, sollte es mit der Olympiaqualifikation klappen. Als sie hört, dass das Olympiateam aus Südkorea mit Klamotten ausgestattet wird, in das eine insektenabweisende Substanz eingearbeitet ist, sagt sie: „So etwas hätte ich auch gerne.“

Die Spiele in Rio würden für Spiegelburg die vierte Olympiateilnahme bedeuten. Gern würde sich die 30-jährige EM-Zweite von 2010 vor allem mit sportlichen Themen befassen. „Vor Athen ging es um die Verzögerungen im Stadionbau, vor Peking ging es nur um Politik, London war da eine Erholung, und jetzt redet alles über Zika.“ Für Spiegelburg fehlt den Spielen 2016 jetzt schon jede Leichtigkeit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!