Zeugen packen im TV aus: Britische Killerkommandos gegen IRA
Jahrelang war die britische Spezialtruppe Military Reaction Force in Belfast mit Tötungsauftrag unterwegs. Das bestätigten Ex-Mitglieder des Kommandos der BBC.
LONDON dpa | Großbritannien hat im Nordirland-Konflikt nach Berichten von Zeugen eine geheime Killereinheit eingesetzt, um mutmaßliche Kämpfer der irischen Untergrundorganisation IRA zu eliminieren.
Die Spezialtruppe unter der Bezeichnung Military Reaction Force (MRF) sei im Westen der nordirischen Hauptstadt Belfast aktiv gewesen, berichteten frühere Mitglieder des Kommandos der BBC-Sendung Panorama, die am Donnerstagabend ausgestrahlt werden sollte. Die Truppe habe sich außerhalb des Gesetzes bewegt.
Die Spezialkräfte seien in Zivilkleidung in den Katholikenvierteln Belfasts tätig gewesen. Sie hätten Personen unschädlich machen sollen, die im Verdacht standen, Mitglieder der IRA zu sein. „Wenn sie Schüsse brauchten, wurde auf sie geschossen“, sagte einer der Zeugen.
Das britische Gesetz sieht vor, dass Militärangehörige lediglich dann zur Waffe greifen dürfen, wenn unmittelbare Gefahr für das eigene Leben besteht. „Wenn man es mit jemanden zu tun hat, der ein bekannter Schütze ist, der eine Menge Morde auf seinem Konto hat, dann muss man ihn aus dem Verkehr ziehen“, sagte einer der drei Männer, die anonym aussagten.
Teilweise sei auch auf Menschen geschossen worden, bei denen nicht klar gewesen sei, ob sie eine Waffe trugen. Nach BBC-Recherchen wurden in 18 Monaten mindestens zehn Unbewaffnete von den Spezialkräften getötet, ehe das Kommando 1973 aufgelöst wurde.
Leser*innenkommentare
Hans
Gast
Damals gab es halt noch keine Drohnen.
Gustav
Gast
Und konnte man wenigstens posthum beweisen, dass diese Leute BombenlegerInnen waren
oder war das auch nur eine Verdachtsballerei.
Rechtsstaat, adé.
Andererseits wären sie eingesperrt worden, hätte man sicherlich versucht sie wieder freizubomben.
Wenn dort der Anteil der Tierficker und Kinderschänder, Drogenhändler und
Waffenschieber wirklich so hoch unter den IRA-Leuten war, dann nun ja... .
Aber ist das nicht auch wieder eine Proopaganda der Briten?
Letzlich waren es Todesschwadronen, wie in Brasilien oder Argentinien,
die Nordirland bedrohten. Irgendwie haben die Königreiche Spanien und
Großbritannien mit den meisten Bombenanschlägen, die Politik der Deeskalation, Seriösität und Demokratie immer noch nicht richtig drauf gehabt- damals. Hoffentlich kommen die Zeiten nicht wieder!
In jedem Fall haben die Todesopfer eine Morduntersuchung verdient, um überhaupt die Schuld und Unschuld der Getöteten an Verbrechen feststellen zu können. Die Unschuldige sollen wenigstens Ihre letzte Ehre erwiesen bekommen und unbesudelt von Verdächtigungen soll ihr
Vermächtnis sein.