Konflikt in Nordirland: Immer wieder in Ardoyne
Bei der alljährlichen Parade des Oranier-Ordens in Belfast flammen Unruhen auf. Mindestens zehn Menschen werden verletzt.
Dublin taz | Alle Jahre wieder. Bei der Parade des protestantischen Oranierordens in der nordirischen Hauptstadt Belfast kam es in der Nacht zu Dienstag zu Ausschreitungen. 14 Polizisten und ein 16-jähriges Mädchen wurden verletzt.
Der 1795 gegründete Orden ist nach Wilhelm von Oranien benannt, der am 12. Juli 1690 seinen katholischen Widersacher Jakob II. in der Schlacht am Boyne südlich von Belfast besiegte und dadurch die protestantische Thronfolge in Großbritannien sicherte.
Diese Schlacht sowie andere protestantische Siege feiert der Orden jedes Jahr. Insgesamt finden in Nordirland 3.000 Oranier-Paraden im Jahr statt. Die meisten verlaufen friedlich, doch wo die Paraden durch katholische Viertel führen, kommt es regelmäßig zu Konflikten – trotz des Friedensabkommen vom Karfreitag 1998, das die Machtteilung zwischen Protestanten und Katholiken regelte.
Am Montagabend waren rund 3.000 Oranier auf dem Rückweg von der Parade in der Innenstadt und wollten am katholischen Viertel Ardoyne in Nord-Belfast vorbeimarschieren. Das ist jedoch 2013 von der zuständigen Kommission verboten worden.
Damals kam es zu einer dreitägigen Schlacht, diesmal war die Sache nach drei Stunden vorbei. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, nachdem ein Hagel von Wurfgeschossen auf sie niedergegangen war. Ein Polizist musste mit 16 Stichen genäht werden, nachdem ihn ein Oranier gebissen hatte.
Kurz darauf raste ein Auto in eine Menschenmenge, die sich vor der Ladenzeile in Ardoyne versammelt hatte. Eine 16-jährige wurde von dem Auto eingequetscht und kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Der Fahrer, ein Mitglied des Oranierordens, der den Wagen offenbar absichtlich in die Menge gesteuert hatte, wurde verhaftet. Die Führung des Oranier-Ordens verurteilte die Gewalt als „kontraproduktiv und vollkommen falsch“.