: Zeit der Pickel
Jürgen Noltensmeier erzählt von Jungens in der Provinz und geht mit seinem Debütroman in die Pubertät zurück
Die Kindheit im Westfälischen kann hart sein. Jürgen Noltensmeier hat sie aufgeschrieben. Im seinem ersten Roman „Geburtenstarke Jahrgänge“ erzählen vier Jungs vom Wahnsinn in der Provinz.
Es ist 1979. Norbert Kotzolt will Schamane werden und keinesfalls einen Maulwurf töten. Doch der Vater will in beiden Fällen das Gegenteil. Und er ist dagegen, dass sein Sohn die Bäume des Nachbarn umarmt. Guido Baumann muß Einlegesohlen, eine Brille und eine Außenklammer tragen. Er ist gestraft. Ingo Korf wird im Schulbus von Schillerlocke verkloppt. Also kommt Schillerlocke auf Ingos Liste. Diese Liste ist lang und Schillerlocke soll mit Rattengift erledigt werden.
Autor Noltensmeier nimmt das Publikum mit hinein in seine Jungswelt, und auch mit zurück in die eigene Pubertät. Wenn nur einige Geschichten autobiografisch sind, ist der Autor nicht zu beneiden. Wenn alles erdacht ist, hat er viel Fantasie. Er liest sie in nüchternem Ton vor und in punktgenauer Modulation: Jede Pointe sitzt, und das Lachen des Publikums erzwingt immer wieder Lesepausen. Jürgen Noltensmeier ist beim Vorlesen ganz nah dran an dem Teen Pop, er beamt sich ins Jahr 1979 sein, und läßt auch den Zuhörer wieder 14jährig sein. Er schafft die Stimmung eines Klassentreffens, bei der man sich Geschichten und Missgeschicke aus der Pickelzeit erzählt.SUS
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