piwik no script img

Zeichen der Zeit: Ikea, Eros und Thanatos

Foto: Kissenschlachtfoto:ap

Was können wir, geneigte Wahrheit-Leser, aus der schlichten Meldung „Ikea steigert Gewinn“ herauslesen? Noch nicht allzu viel, aber uns, die wir immer auf dem Quivive sind, um aus den kleinsten Meldungen einen gesellschaftspolitischen Gewinn zu ziehen, ließ ein Satz aufhorchen, den der Ikea-Chef zur Begründung sprach: „Es war ein sehr gutes Jahr für Schlafzimmer“, bilanzierte Konzernchef Peter Agnefjäll und führte dann aus: „Das hat unser Wachstum im vergangenen Jahr wirklich angetrieben.“ Die Leute kaufen also wie blöd Schlafzimmer beim Billigmöbelhersteller. Was sagt uns das? Und was treiben sie in diesen Schlafzimmern? Zweierlei: mauseln und schnorcheln. Und wir erkennen darin ein Muster, das uns bereits seit dem Biedermeier vertraut ist: Draußen tobt der Sturm, drinnen ruht des Bürgers Seele in sich selbst. Draußen schlagen sich die Völker die Köpfe ein, und drinnen versinken die Paare in ihren Daunenkokons. Draußen tollt der Todesgott Thanatos herum, drinnen knattert der Liebesgott Eros in die Kissen. Denken Sie, werte Wahrheit-Leser, bitte mal darüber nach . . .

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen