Zehntausende Fachkräfte fehlen: Windbranche sucht Leute

Schon einmal galt die Windenergie als potenzieller Jobmotor. Dann stockte der Ausbau aus politischen Gründen. Ändert sich das jetzt wieder?

Arbeiter an rießigen Zahnräder für Windkraftwerke

Zahnräder für Windkraftwerke im Fraunhofer-Institut in Cuxhaven im Jahr 2010 Foto: Ute Grabowsky/photothek/imago

HAMBURG dpa | Die Windbranche sucht in den kommenden Jahren in großem Stil Arbeitskräfte für den Ausbau erneuerbarer Energien. Die erwartete Verdoppelung der installierten Windkraftleistung bis 2030 funktioniere „nicht ohne Aufstocken des Personals“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Windenergie, Wolfram Axthelm. Das werde „nicht bedeuten, dass man 100 Prozent mehr Personal hat, aber es wird einen signifikanten Personalzuwachs geben“, fügte er hinzu. „Wir reden über mehrere Zehntausende.“

Die Unternehmen sehen sich dabei zum einen mit dem Fachkräftemangel konfrontiert, den derzeit nahezu alle Wirtschaftszweige beklagen. „Fast alle in der Branche stellen zur Zeit neue Leute ein und merken dann vor allem, dass man in Wettbewerb mit anderen tritt, dass man sich anstrengen muss, Leute zu finden“, sagte Axthelm. Daneben kämpfen die Unternehmen der Windindustrie noch mit den Nachwehen des enormen Personalabbaus der vergangenen Jahre, einer Folge des stockenden Zubaus bei der Windenergie.

„Wir haben in den Jahren 2019/2020 ungefähr 50.000 Beschäftigungsverhältnisse über die ganze Breite der Branche verloren“, sagte Axthelm. Das entspricht ungefähr einem Drittel der Jobs. „Das ist jetzt unser schwerer Rucksack, den wir mit uns herumtragen. Da geht es uns so ähnlich wie der Gastronomie. Wer einmal weg ist und einen neuen Job gefunden hat, da kann ich nicht mit dem Finger schnipsen und der kommt wieder zurück.“ Zudem habe jeder der ehemaligen Beschäftigten „bei diesem erzwungenen Abschied aus der Branche wahrscheinlich zehn Leuten erzählt, wie schlecht das alles ist, dass er seinen Job verloren hat, so dass wir jetzt erst wieder Vertrauen aufbauen müssen, was die Politik uns eingebrockt hat“.

Die Konsequenz lautet nach Axthelms Worten: „Wir müssen als Branche lernen, dass wir uns sichtbarer machen – und man nicht mehr einfach sagen kann, wir werden schon die Leute finden über Mund-zu-Mund-Propaganda aus der eigenen Belegschaft heraus.“

Potenzial in der Autoindustrie?

Beispielsweise arbeitet die Windbranche seit rund einem Jahr in einem öffentlich geförderten Projekt mit dem Energieunternehmen Leag in der Lausitz zusammen: „Da geht es darum, dass wir mal definieren, was haben die für Berufsbilder, was brauchen wir künftig für Berufsbilder“, sagte Axthelm. „Ganz oft hören wir ja, die Energiewende bringe unter dem Strich ein Beschäftigungsplus, aber das nutzt niemandem in der Lausitz. Die wollen wissen: Wie habe ich persönlich eine Perspektive?“

Ein großes Potenzial sieht die Windbranche in der Autoindustrie. Es gebe viele „Menschen, die im Bereich der Automobilzulieferer durch den Schwenk zur E-Mobilität dort keine echte Beschäftigung mehr haben, die könnten aber im Windbereich weiter im eigenen Unternehmen bleiben“, sagte Axthelm.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.