Zecken in Brandenburg: Im Rücken des Wirtstiers
War ja klar: Ist es draußen mal so richtig schön, kommt eine Zecke und beißt sich fest. Dummerweise steigen auch die Borreliose-Fälle in der Region.
Herrliches Brandenburg: Das Waldgrundstück, auf dem wir ein paar Tage verbringen, könnte idyllischer nicht sein. Umgeben von hohen Pappeln und alten Kiefern mit Efeu bis knapp unter die Kronen, beschallt von Drossel und Kuckuck, bewohnt von einem alten Kater, der die meiste Zeit schläft und nur morgens und abends vor dem Schälchen auf seine Futterportion wartet.
Meist lässt er etwas übrig, und dann erscheinen pünktlich zur Dämmerung ein fetter Igel und ein zotteliger Waschbär, die sich an den Resten gütlich tun. Über die Feldsteinwege krabbeln metallisch glänzende Käfer, Libellen surren übers hohe Gras … aber natürlich gibt es mal wieder Spielverderber in diesem kleinen Paradies. Nicht die Mücken, die halten sich gerade vornehm zurück. Aber Zecken.
„Ist das da eine auf deinem Rücken?“ „Nee, das ist sicher ein Leberfleck.“ „Aber die haben keine Beine!“ „Mist.“ – Jetzt heißt es, einen kühlen Kopf bewahren und das noch sehr kleine Tier vorsichtig mit der glücklicherweise vorhandenen Zeckenkarte entfernen. Dumm nur, dass der kleine Blutsauger sich schon richtig festgebissen hat. Und wie lange sitzt er eigentlich schon da?
Die Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) hat sich in jedem Fall schon mal gelohnt, auch wenn Infektionen mit dem Virus in Berlin und Brandenburg selten vorkommen. Sicher ist sicher. Die andere Geißel, die sogenannte Lyme-Borreliose, ist nicht wirklich lebensgefährlich, kann aber ernste Langzeitschäden an Nerven und Gelenken hinterlassen – und es gibt keine Impfung gegen die bakterielle Erkrankung.
Aber in unserer Region gibt es sicher ganz wenig Borreliose-Fälle, oder? Kurze Internetrecherche. Na toll: 2020 registrierte das RKI 2.638 Fälle in Berlin und Brandenburg, ein Rekordhoch, wie es heißt. Möglicherweise, weil Menschen sich in der Pandemie häufiger draußen aufhalten, heißt es. Im laufenden Jahr wurden in Berlin schon 258 Fälle gemeldet, in Brandenburg 407. Das sind immerhin deutlich weniger als im selben Zeitraum des vergangenen Jahres (519).
Mit Edding markieren
Wichtig ist immer, die fiesen Parasiten frühzeitig zu identifizieren. Denn die Krankheitserreger gehen meist erst nach etlichen Stunden des Blutsaugens auf den Menschen über. Und Experten haben noch einen Tipp im Ärmel: Markiert man die Stelle auf der Haut mit Kugelschreiber oder Edding, kann man sie besser im Auge behalten. Entsteht dort in den folgenden Tagen oder Wochen eine kreisförmige Rötung, ist das ein ziemlich sicherer Hinweis auf eine Lyme-Borreliose.
„Okay, hast du sie?“ „Ja, aber sie geht nicht raus!“ „Du musst sie raushebeln.“ „Wirklich, nicht drehen?“ „Autsch!“ „Jetzt ist der Kopf abgerissen.“ – Auch nach mehrfachen Versuchen bleibt ein Rest Zecke im Rücken des menschlichen Wirtstiers stecken. Macht nichts, sagen wiederum die Experten: Der Körper stößt das Beißwerkzeug nach wenigen Tagen ab. Immerhin.
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