piwik no script img

Zaun im Görlitzer ParkZürich zum Vorbild nehmen

Bezirksbürgermeisterin Herrmann befürwortet eine Sicherheitszentrale im Görlitzer Park anstelle eines Zauns. Der ​Baubeginn steht unmittelbar bevor.

Demonstration gegen die Einzäunung des Görlitzer Parks Foto: dpa

Berlin taz | Mit einem Alternativplan möchte Clara Herrmann, grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, den Baubeginn des umstrittenen Zauns um den Görlitzer Park nach wie vor stoppen. Das Konzept stellte Herrmann am Freitag bei einer Pressekonferenz im Park vor.

Wie die taz berichtete, stehen die Bauarbeiten für einen Zaun mit abschließbaren Toren um den Görlitzer Park unmittelbar bevor. Der Auftrag an eine Baufirma sei erteilt, verlautete aus Kreisen der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Am Donnerstag fanden bereits Vermessungsarbeiten im Park statt.

Herrmann sprach am Freitag von „symbolpolitischen Maßnahmen“ des schwarz-roten Senats. Der Bezirk lehne den Zaun ganz klar ab, die Probleme würden damit nur „verdrängt“. Der Senat solle sich ein Beispiel an Zürich nehmen, forderte die Bezirksbürgermeisterin.

Die Schweizer Stadt hatte in den 90er-Jahren mit einer offenen Drogenszene zu kämpfen. Ein Zaun habe die Situation verschlimmert, mit einem Mix aus sozialen und polizeilichen Maßnahmen sei es Zürich aber gelungen, die Situation zu verbessern, so Herrmann. Solche Maßnahmen brauche es auch für den Görli.

Gärtnern im Görli

Auf dem Sicherheitsgipfel unter Beteiligung von Senat und Bezirken im Jahr 2023 waren bereits Konzepte entwickelt und teilweise umgesetzt worden. Eine bessere Beleuchtung des Parks, gemeinsame Streifen von Ordnungsamt, Par­k­läu­fe­r:in­nen und Polizei und ein Spritzensammelkonzept gehörten dazu. „Dafür danken wir Kai Wegner sehr“, so die Grünen-Politikerin. Das reiche aber nicht: „Ich möchte, dass wir die Probleme, anstatt sie zu verschieben, pragmatisch angehen.“

Mit pragmatisch meinte Herrmann zum Beispiel etablierte Drogenkonsumräume und mehr Schlafplätze für Obdachlose. Aber auch die Polizei müsse noch stärker einbezogen werden.

Bei der Pressekonferenz, an der unter anderem auch der Leiter des Straßen und Grünflächenamtes, Felix Weißbrich, teilnahm, ging es auch um die maroden, derzeit größtenteils ungenutzten Gebäude im Görli. Der Plan sei, diese zu sanieren und wieder einer Nutzung zuzuführen, hieß es. Eine „Sicherheitszentrale“ etwa soll entstehen, die als Anlaufstelle für Polizei, Ordnungsamt und Par­k­läu­fe­r:in­nen dienen soll.

In anderen Gebäuden sollen Sozialprojekte, eine Kletterhalle und auch Gastronomie untergebracht werden. Weißbrich kündigte an, dass im Görli künftig auch gegärtnert werden soll. Dafür sollten Freiflächen und Parzellen entstehen. Das Gartenrevier, Parkpflege genannt, soll einen Neubau bekommen. Der Bezirk könne diese Baumaßnahmen aber nicht aus dem eigenen Etat stemmen, sagte Hermann. Deshalb gehe sie nicht von einem zeitnahen Baubeginn aus.

Wer am Freitag von der Bürgermeisterin erwartet hatte, sie werde sich beim Baubeginn selbst an den Zaun ketten, wurde indes enttäuscht. Sie werde weiter mit dem Senat verhandeln, sagte Herrmann. „Unsere Hand ist ausgestreckt“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!