■ Zaire: Warum Mandelas Vermittlungsversuch scheiterte: Kabila an die Macht – und dann?
Die von Südafrika organisierten Zaire-Verhandlungen zwischen Staatschef Mobutu und Rebellenchef Kabila sind zur Farce verkommen, bevor sie überhaupt begonnen haben. Da die beiden es nicht schafften, sich zur gleichen Zeit an den gleichen Ort zu begeben, versuchten die beiden höchstrangigen Politiker Südafrikas, Nelson Mandela und Thabo Mbeki, getrennte Gipfel mit den beiden in Kongo und Südafrika zu organisieren. Daß dabei auch nichts herauskommt, wußten sie vermutlich selber schon. Wozu also das Ganze?
Offensichtlich hat Kabila kein Interesse an einer Verhandlungslösung. Denn er kann nicht verhindern, daß Mobutu zwar, wie gewünscht, die Macht abgibt – aber nicht an Kabila, sondern an jemand anderes, nämlich den Erzbischof Monsengwo. Das liegt nicht in Kabilas Interesse, denn der Rebellenführer müßte diesen relativ geachteten Vertreter der zairischen Zivilgesellschaft viel ernster nehmen als den diskreditierten Diktator. Für Kabila ist es am besten, wenn Mobutu am Präsidentensessel solange kleben bleibt, bis die Rebellen ihn ihm unter dem Hintern wegreißen können. Vermutlich ist es auch für Zaire am besten. Denn wie viele Divisionen hat der Erzbischof? Monsengwo wäre als Präsident machtlos sowohl gegenüber der Mobutu-treuen Armee in Kinshasa wie auch nach dem zu erwartenden Rebelleneinmarsch gegenüber Kabila.
Es ist besser, die Machtübernahme der AFDL-Rebellen endlich geschehen zu lassen und sich darauf zu konzentrieren, was hinterher geschieht. Kabila hat die Aufnahme des bewaffneten Kampfes gegen Mobutu damit gerechtfertigt, daß Mobutu den Demokratisierungsprozeß in Zaire 1992/93 gestoppt habe, als er die zum Aufbau eines neuen Staatswesens gebildete Nationalkonferenz aus allen politischen Kräften Zaires in die Wüste schickte. Logischerweise müßte Kabila nach seinem Sieg eben jene Nationalkonferenz wieder einberufen, um den unterbrochenen Demokratisierungsprozeß wieder aufzunehmen. Dies würde allen Zairern nützen. Anders als Südafrika haben das die USA bereits klar erkannt und fordern den sofortigen Abtritt Mobutus, damit der Wandel beginnen kann – denn je länger Kabila bloßer Guerillachef bleibt, desto länger kann er sich der politischen Verantwortung entziehen. Die verzweifelten Versuche Mandelas, im Wettlauf mit der Zeit dem schon längst gescheiterten Diktator den Abgang mit Würde zu ermöglichen, sind dagegen nur für Mobutu wichtig. Dominic Johnson
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