Zahlungen an Entwicklungsländer: Frisierte Klimahilfen
Die Industriestaaten unterstützen arme Länder viel weniger beim Klimaschutz als sie behaupten, sagt Oxfam. Besonders problematisch seien Kredite.
Den tatsächlichen Wert der Unterstützung seitens der Industrieländer im Jahr 2020 schätzt Oxfam auf 21 bis 24,5 Milliarden US-Dollar. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) habe im Juli hingegen auf Basis der Angaben der Geberländer berichtet, dass die Industrieländer rund 83,3 Milliarden Dollar bereitgestellt oder mobilisiert hätten, davon rund 68,3 Milliarden an öffentlichen Geldern, erklärte Oxfam.
Selbst mit den offiziellen Zahlen hätten die Geberländer ihr zwölf Jahre altes Ziel nicht erreicht, die Klima-Hilfen bis 2020 auf jährlich 100 Milliarden US-Dollar zu steigern, kritisiert die Hilfsorganisation. Hinzu komme, dass eine großzügige Anrechnungspraxis für die Klimahilfen auf dem Papier zu beeindruckenden Zahlen führe, „die mit der tatsächlichen Unterstützungsleistung nur wenig zu tun haben“, erklärte Klimapolitik-Referent Jan Kowalzig. Für die UN-Klimakonferenz COP27 im November in Ägypten fordert Oxfam deutlich höhere Zusagen der Industrieländer.
In der Analyse „Climate Finance Short-Changed“ werden laut Oxfam zwei Faktoren ausgemacht, die zu einer Überwertung der geleisteten Klimahilfen führten: Zum einen würden auch solche Programme großzügig angerechnet, deren Klima-Fokus eher gering ausgeprägt sei. Zum anderen würden beispielsweise Kredite nach ihrem Nennwert und nicht nach ihrem Mehrwert angerechnet, der sich für ein Empfängerland ergebe.
Die Organisation kritisierte, dass rund 70 Prozent der bereitgestellten Mittel in Form von Darlehen bei den Empfängerländern ankämen. So müssten die einkommensschwachen Länder für die Programme selbst aufkommen, wenn sie die Kredite abbezahlten – obwohl sie oft kaum oder gar nicht zur Klimakrise beigetragen hätten.
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