■ Zahlenspiele: Kanzlerrunde: 8.000 Plätze
Helmut Kohl hatte geladen: Abgesandte der Handwerkskammern erschienen gestern zur zweiten Kanzlerrunde zur Lage am Arbeitsmarkt. Danach erklärte das Handwerk immerhin, mit rund 8.000 Ausbildungsplätzen einen „aktiven Beitrag“ zur Schließung der Lehrstellenlücke leisten zu wollen. Bildungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) gab sich optimistisch, „daß wir in einer gemeinsamen Kraftanstrengung dieses Ziel in den nächsten Wochen erreichen“.
Handwerkspräsident Heribert Späth verwies aber auch darauf, daß rund zehn Prozent aller Arbeitnehmer im Handwerk Lehrlinge seien und das Verhältnis damit mehr als doppelt so hoch sei wie in vergleichbaren Wirtschaftsbereichen.
Den Beteiligten lagen harte Zahlen vor, frisch von der Bundesanstalt für Arbeit: Ende des Jahres werden etwa 20.000 junge Menschen „unversorgt“ dastehen, meinen die Statistiker. Ende August suchten bei den Arbeitsämtern noch 117.046 Schulabgänger eine Lehrstelle. Helmut Kohl nennt dies heute „eine Schande für Deutschland“ und forderte auch gestern die Betriebe auf, alles zu unternehmen, damit jeder und jede eine Ausbildungsstelle bekommt. Vor 20 Jahren ging der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz das Problem beherzter an: „... es (wird) notwendig sein, auch jene Betriebe stärker zur Finanzierung der beruflichen Bildung heranzuziehen, die sich nicht unmittelbar an der ... Ausbildung beteiligen.“ Das sind Worte von gestern. Heute fordert in erster Linie der DGB eine Ausbildungsabgabe. Am Jahresende werden nicht 20.000, sondern zwischen 80.000 und 120.000 Jugendliche ohne Lehrstelle dastehen, prognostizierte der DGB gestern. Denn jene, die keine Lehrstelle gefunden haben oder keine Runde in einem Berufsförderlehrgang drehen können, die melden sich erst gar nicht mehr beim Arbeitsamt.
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