ZDF-Samstagskrimi: Abgründiges München
Diesmal sollte man den Samstagskrimi im Zweiten nicht verpassen. Der neue Münchner Kommissar ermittelt, sucht Vermisste und ähnelt ein bisschen dem starken Bruce Willis.
Soll das etwa die gleiche Stadt sein, in deren Villen "Derrick" ermittelte? In der die "Tatort"-Kommissare Leitmayr und Batic sich mit heiterer Gelassenheit durch den Polizeialltag frotzeln? Ja, auch das hier ist München, aber ein anderes, abgründigeres. Es ist das München von "Kommissar Süden".
Der neue Ermittler des ZDF-Samstagskrimis, basierend auf einer Figur des Schriftstellers Friedrich Ani, klärt keine Morde auf, sondern sucht nach Vermissten - auch nach seinem Vater, der vor Jahrzehnten nach dem Tod von Südens Mutter spurlos verschwunden ist.
Dieser Süden, großartig gegen den Typ besetzt mit Dauer-Papa Ulrich Noethen, der in dieser Rolle sogar Bruce Willis etwas ähnlich sieht, ist ein Gezeichneter, für den das Suchen kein Beruf ist, sondern sein Leben, eine Obsession. Seine Kollegen vom Vermisstendezernat sind da kein Stück gesünder. Sie alle vermissen irgendwas, haben Bindungsängste oder saufen.
In seinem ersten Fall, inszeniert von Martin Enlen, bekommt Süden es mit einem unbekannten Toten zu tun, der - auch das ist für München eher ungewöhnlich - in einem verlassenen Wirtshaus verhungert ist. Niemand hat ihn vermisst. Schnell finden die Kommissare die Verbindung zu einem anderen Vermisstenfall, der Kommissar Süden nach Italien führt - allein weil seine Kollegen ihm die Gefolgschaft verweigern.
"Kommissar Süden" ist mehr Drama als Krimi, lässt sich Zeit für die Konflikte der Ermittler untereinander und mit ihrem auszehrenden Job - eine Bereicherung für den ZDF-Samstagabend, auch wenn die Dialoge mitunter vielleicht einen Tick zu philosophisch-bleiern ausfallen.
Sa., 20.15 Uhr, ZDF, "Kommissar Süden und das Geheimnis der Königin"
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