ZDF-Doku „Intensivstation“: Von Helfen bis Abschied
Das ZDF zeigt die beeindruckende Doku „Intensivstation“. Das ist gut. Leider läuft sie erst um Mitternacht. Das ist viel zu spät.
![](https://taz.de/picture/129680/14/zdf-kl-fernsehspiel-intensivstation.jpg)
Ein gerade eingelieferter Mann wird reanimiert; ein anderer droht zu ersticken, weil ein Beatmungsgerät nicht funktioniert; eine Pflegerin spricht wahrscheinlich zum letzten Mal mit einem Sterbenden, der kürzlich noch wacker Bertolt Brechts Ausspruch „Das Leben ist hart, aber es übt kolossal“ zitiert hat.
Eva Wolf zeigt in ihrer eindrucksvollen Dokumentation „Intensivstation“ Szenen, die dem Zuschauer viel abverlangen. Der eineinhalbstündige Film ist das Ergebnis viermonatiger Dreharbeiten in der internistischen Intensivstation der Berliner Charité – nicht zu vergessen die vielen Monate, in denen Wolf das Vertrauen der Klinikmitarbeiter gewann.
Die Dokumentation, zu sehen in der ZDF-Reihe „Das Kleine Fernsehspiel“, ist gegliedert in fünf Kapitel („Helfen“, „Überleben“, „Entscheiden“, „Sterben“, „Abschied“). Der Zuschauer bekommt einen Eindruck davon, wie die Menschen, die „manchmal Gott spielen“, wie eine Pflegerin sagt, miteinander reden. Über eine Patientin heißt es: „Frank und Achim haben am Freitag herausgearbeitet, dass, wenn sie sich plötzlich entscheidet zu gehen, wir uns nicht dazwischenstellen.“
„Intensivstation“ ist ein ruhig fließender Film, der jede Dramatisierung vermeidet. Wolf und ihr Kameramann Michael Weihrauch dringen in privateste Bereiche ein und wahren dennoch respektvolle Distanz zu den Patienten. Die stehen ohnehin nicht im Fokus.
Die Regisseurin konzentriert sich auf die Frage, wie weit die technischen Möglichkeiten der Intensivmedizin ausgereizt werden sollten, um jemanden vor dem Tod zu bewahren. Wolf bringt Pfleger und Ärzte dazu, sich sehr persönlich zu äußern: „Wie möchtest du es für dich selber?“ Quintessenz: Sämtliche Möglichkeiten sollen ausgeschöpft werden, aber nur über einen begrenzten Zeitraum. Ärgerlich, dass so ein Film im deutschen Fernsehen nur zur Geisterstunde laufen kann.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche