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Die VorschauWütendes Mädchen

■ Ninetynine serviert melancholisch-perkussiven Schöngeist-Pop

Ninetynine-Gründerin Laura MacFarlane war, damit wird sie vermutlich leben müssen, so lange sie Musik macht, dennoch ist es in Ordnung, es hier noch einmal zu schreiben, weil es ja immerhin für ein paar Leute ein Grund sein könnte, mal reinzuschauen, ... Jene Laura MacFarlane also war einst in der famosen Band Sleater Kinney ein wütendes Mädchen. Zumindest wurden nämliche seinerzeit einer so genannten Jugendbewegung zugeschlagen. Das ist lange her.

Laura MacFarlane aus Melbourne rief Ninetynine schon 1995 ins Leben, als sie noch in den USA lebend bei besagter Band spielte, anfänglich noch allein, auf der Gitarre schrammelnd, Lieder eben. So nach und nach und besonders nach ihren ersten Alben „Ninetynine“ und „767“, mittlerweile zu so etwas wie einer echten Band gewachsen, hob Ninetynine langsam, aber sicher ab.

Zerfließende Stücke, die weniger einen Beat als einen Puls ihr Rückgrat nennen, in luftigen Höhen, mit frei schwebenden Tönen von Vibraphonen, von Glockenspielen oder Xylophonen und Casio-Keyboards durchzogen, traurig-schöne Melodien. Das neue Album mit dem Titel „180 Degrees“ ist ein weiterer Schritt weg vom schnöden Rock. An der Seite MacFarlanes befinden sich illustre Kräfte, ihrerseits hervorgetreten durch Teilnahme an Bands wie den Sea Scouts, Sea Hags, bei denen auch MacFarlane einst spielte, Dragster oder Winterville Trio. So bekommt der schwerelose Sound Ninetynines ein Mehr an Facetten, weil MacFarlane auch nicht mehr als Einzige singt.

In gut unterrichteten Kreisen genießen Ninetynine einen exzellenten Ruf, und Konzerte mit Sonic Youth, Tortoise oder Catpower sind erstens Zeichen für deren qualifizierte Wertschätzung und waren überdies dazu angetan, die Musik von Ninetynine einem angemessen gewogenen Publikum nahe zu bringen. In Bremen muss es ohne derartige Schützenhilfe gehen. Macht es doch einfach so: Wenn Ihr zu Tortoise oder Sonic Youth gehen würdet, dann rafft euch auf und stattet auch Laura MacFarlane (ex-Sleater Kinney) und ihrer Band Ninetynine einen Besuch ab.

Andreas Schnell

Heute, 6. Juni, 21 Uhr, Tower-Bar, Herdentorsteinweg 7a

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