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■ Würden Sie ins Berliner Umland ziehen?„Kann mich auch mit Glatzen unterhalten“

Wolfgang Kahl, 54 Jahre, Kaufmann

An den Wochenenden fahre ich oft raus ins Umland und habe bisher keine schlechten Erfahrungen mit den Ostlern gemacht. Man muss eben auf deren Eigenarten Rücksicht nehmen. Der lokal begrenzte Rassismus und die Vorurteile gegen Wessis kommen von ihrer Abgeschnittenheit. Wenn man das erkennt, bekommt man keine Probleme. Ich kann mich auch mit Glatzen unterhalten.

Petra Klopf, 34 Jahre, Angestellte

Wenn ich in den Osten ziehe, würde ich mir den Ort vorher ganz genau anschauen. Ich würde nur da wohnen wollen, wo schon andere Westler sind. Die Ostler haben ein Problem mit uns, wir nicht mit ihnen. Die denken, wir sind alle stinkreich, sehen aber nicht, dass wir dafür hart gearbeitet haben. Es gibt aber auch nette Ostler. Meine Schwiegereltern leben im Umland, die haben klasse Nachbarn.

Bernd Neumann, 42 Jahre, Fahrradhändler

Mit gewissen Dingen im Osten habe ich Probleme. Dem Rechtsradikalismus zum Beispiel, der ja dort viel stärker ausgeprägt ist. Das macht mir Sorgen und Angst. Die soziale Nähe zwischen den Ostlern finde ich wiederum positiv. Obwohl ich damit wahrscheinlich nicht zurechtkommen würde, wenn ich da wohne. Wir Westler sind erzogen worden, eine gewisse Distanz zu wahren.

Eva Ullrich, 22 Jahre, Studentin

Es gibt immer noch einen riesigen Mentalitätsunterschied. Ich kenne Leute, die draußen wohnen, und die kommen nicht klar mit den Ostlern. Das liegt an beiden Seiten. Ich selbst würde nicht ins Umland ziehen, weil ich einfach ein Großstadtmensch bin und mich von Berlin nicht trennen kann. Ich hoffe, dass sich das Ost-West Problem bald erledigt hat. Ich hasse diese Worte „Ossi“ und „Wessi“.

Ulli Hampel, 35 Jahre, Messebauer

Ehrlich gesagt spiele ich mit dem Gedanken rauszuziehen. Denn ich habe keinen Bock mehr auf Westen. Viele Bekannte von mir wohnen im Osten, und die besuche ich oft. Die Leute da sind einfach herzlicher, menschlicher als hier in Westberlin. Ich gehe vorurteilsfrei auf die zu – habe nur gute Erfahrungen gemacht und inzwischen viele ostdeutsche Freunde. Unter Ostlern fühle ich mich wohler.

Roland Prätzlich, 39 Jahre, Maler

Meine Frau und ich sind in ein Dorf im Osten gezogen. Ich habe noch eine Wohnung in Berlin, weil ich hier arbeite. Am Wochenende bin ich draußen. Meine Frau ist auch aus dem Osten und ich habe nie irgendwelche Probleme mit den Menschen gehabt. Das ist eine Anpassungsfrage. Man muss sich nunmal anpassen können, wenn man dort hinzieht. Für mich ist das selbstverständlich.

Umfrage: Karen Heinrichs

Fotos: Jan Nordmann

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