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Wolfgang Schäubles Kritiker verstummen

■ Nach einem Gespräch mit CSU-Parteichef Theo Waigel äußert sich der CSU-Vize Ingo Friedrich nicht mehr öffentlich. Heiner Geißler fordert Personalfahrplan für Kanzlernachfolge

Bonn/München (AP/AFP/dpa) – Die CSU hat die selbstentfachte Diskussion über Unions-Fraktionschef Wolfgang Schäuble als Kanzlernachfolger zurückgezogen. Der stellvertretende CSU- Vorsitzende Ingo Friedrich, der den Streit um Schäuble ausgelöst hatte, sagte, die Debatte sei in einem Gespräch mit Parteichef Theo Waigel für beendet erklärt worden und er werde sich dazu nicht mehr öffentlich äußern.

Nach Ansicht des CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag, Alois Glück, gibt es keine Vorbehalte gegen Schäuble: „Wenn morgen die Entscheidung anstünde, gehe ich davon aus, daß Schäuble auch mit den Stimmen der CSU zum Kanzlerkandidaten gewählt würde.“ Das Mitspracherecht der CSU bei einer derartigen Entscheidung sei aber unumstritten. Glück warf Schäuble jedoch vor, den CDU-Entwurf für ein Wahlprogramm völlig überraschend veröffentlicht zu haben. Kritik bei der CSU hatten die Aussagen zur Ökosteuer ausgelöst.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union, Heiner Geißler, sagte gestern im Deutschlandfunk, diese unaufrichtige Diskussion um die Kanzlernachfolge habe der Union schwer geschadet. Er verlangte, bereits vor der Bundestagswahl das Verfahren für den Wechsel im Amt des Bundeskanzlers festzulegen.

Der FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt sagte gestern in Bonn, „wenn der Koalitionspartner glaubt, sich personell streiten zu müssen, dann soll er das tun, aber nicht auf unsere Kosten“. Die Bundestagswahl sei so nicht zu gewinnen. Mit Blick auf Wolfgang Schäuble sagte der FDP-Chef: „Das ist doch kein erklärter Kronprinz, sondern der Bundeskanzler hat in ihm einen bemerkenswerten Kandidaten gesehen.“ Als Gründe für die Angriffe der CSU auf Schäuble machte Wolfgang Gerhardt unter anderem Unzufriedenheit in der CSU aus, die wohl mit Blick auf die bayerische Landtagswahl glaube, sich „abnabeln“ zu müssen.

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