Wofür der Bund sein Geld ausgibt: Rinder-Ohrenhaar für die Bundeswehr
Laut Rechnungshof-Bericht verschwendet der Bund Milliarden mit unnützen Anschaffungen. Wie einer Bundeswehr-Reinigungsanlage mit Ohrenborsten südamerikanischer Rinder
BERLIN ap/taz Der Bund prüft die Wirtschaftlichkeit seiner Projekte oft gar nicht oder falsch. 85 Prozent seiner Maßnahmen würden ohne die erforderlichen Wirtschaftlichkeitsberechnungen angepackt, teilte der Bundesrechnungshof am Donnerstag bei der Vorlage des jährlichen Ergebnisberichts mit.
Auf rund zwei Milliarden Euro bezifferte Rechnungshof-Präsident Dieter Engels die Verschwendung von Steuermitteln. Der Wert bedeute keine Verbesserung gegenüber dem Trend der vergangenen Jahre. Als erstaunlich bewertete Engels die Tatsache, dass der Bund keinerlei Aussagen über den Energieverbrauch seiner Bauten machen könne, während er jeden Häuslebauer mit komplizierten Vorschriften zur Energieeffizienz überziehe.
Zu den prominentesten Verschwendungsbeispielen zählte Engels einen Bau der Fraunhofer-Gesellschaft: Aus einem als Bibliothek von 60 Quadratmetern genehmigten Bau sei ein großer, dreigeschossiger Hallenbau geworden, zu dem Galerien und eine "hübsche, aber durchaus überflüssige Dachterrasse" gekommen sei.
Der Prüfling Bundeswehr, auf den die Experten einen besonders scharfen Blick werfen, fiel unter anderem mit einer fast aberwitzig anmutenden Endlosschleife von Ausgaben auf: Eine Zielsimulationshalle für 16 Millionen Euro zur Erprobung von Waffensystemen könne nicht benutzt werden, weil die Projektionswand, auf der realistische Ziele dargestellt werden können, wegen Verschmutzung durch Öl unbrauchbar sei. Das Öl werde von den Waffen und Geschossen, die dort ausprobiert werden sollen, quasi an die Wand gespuckt.
Zur Säuberung habe die Bundeswehr eine Reinigungsanlage beschafft, deren Borsten aus Ohrenhaaren südamerikanischer Rinder bestehen. Kosten: eine Million Euro. Aber selbst die Haare der Pamparinder konnten an der Wand nichts ausrichten. Nun plane die Bundeswehr eine weitere Halle, in der die Waffen vor Beschuss gereinigt werden sollen. Kosten: 2,4 Millionen Euro. Das Problem der unbrauchbaren Projektionswand sei noch immer nicht behoben.
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