Wochenübersicht: Bühne: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die „Berliner Gesellschaft zur Erforschung und Dokumentation unterirdischer Bauten“ befasst sich seit 1997 mit der Frage, wie überhaupt Berlins sandig-mooriger Untergrund für großstädtische Versorgungssysteme wie Kanalisation, Wasser- und Stromleitungen oder den öffentlichen Nahverkehr nutzbar gemacht werden konnte. Naturgemäß berührt diese interdisziplinäre Fragestellung gelegentlich auch das Theater, wofür im Übrigen die Räume des von der Gesellschaft betriebenen Berliner Unterweltenmuseums hervorragend geeignet sind. Dort zeigt ab Freitag nun das deutsch-russische „Berliner Dokumentartheater“ seine neue Produktion „Gesichter des Krieges“. Das Stück von Marina Schubarth und Natalija Bondar ist eine Mischung aus szenischer Installation und theatralischer Führung durch den ehemaligen Bunker auf den Spuren des letzten Krieges.
Von den Folgen dieses Krieges auf die Nachgeborenen handelt Thomas Braschs berühmter Erzählband „Vor den Vätern sterben die Söhne“: In der Box&Bar des Deutschen Theaters gibt es jetzt die Theaterfassung einer Erzählung daraus. „Über uns schließt sich ein Himmel aus Stahl“ erzählt von der Liebe und ihren (Un)möglichkeiten in der DDR der 70er-Jahre.
Auch im bat-Studiotheater machen sich Studenten des vierten Studienjahres an die theatralische Erforschung des Liebeslebens ihrer Großeltern. „Liebe 68“ heißt der Abend, der nach Motiven von Jean-Luc Godard, Philippe Garrel und Jean Eustache entstanden ist.
In der Schaubühne bleibt die bürgerliche Familie utopischer Fluchtpunkt und Horrorvision zugleich: diesmal macht sich der Regisseur Sebastian Nübling, Wirklichkeitsvirtuose und Sehnsuchtsspezialist, an die „Gespenster“, die in Henrik Ibsens gleichnamigem Stück den Überlebenden der Familie Alving das Leben zur Hölle machen.
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