■ Woche der Brüderlichkeit: Laudatio von den Toten Hosen
Hans Koschnick hat sie schon, ebenso Lea Rabin, Friedrich Dürrenmatt und andere Menschenfreunde, die sich um die ethnisch-religiöse Verständigung verdient gemacht haben. Jetzt bekommt das Netzwerk „Schule ohne Rassismus“ die Buber-Rosenzweig-Medaille des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Am 4. März wird Campino von den „Toten Hosen“ im Alten Rathaus die Laudatio halten. Der Festakt ist Teil der bundesweiten Woche der Brüderlichkeit (Motto: „Denn er ist wir Du“), die in diesem Jahr erstmals in Bremen eröffnet wird.
Gewöhnungsbedürftig sei es schon, dass der Düsseldorfer Punkrocker als Redner auftreten werde, so Bürgermeister Hennig Scherf. Aber schließlich wolle man die Jugend erreichen, und für diese Aufgabe scheint ihm Campino bestens geeignet. Scherf ist offensichtlich nicht willens, selbst seine Frisur in Unordnung zu bringen, um den antirassistischen Nachwuchs zu beeindrucken. Und: Rappen könne er auch nicht, gab er gestern auf einer Pressekonferenz zu. Deswegen kommt am vierten März auch die Bremer Musiker-Lokalgröße „Immo“ ins Rathaus.
Aus Sicht des Koordinationsrates ist es nur gut, dass „Schule ohne Rassismus“ in diesem Rahmen ausgezeichnet wird – inclusive ARD-Liveübertragung. Das Projekt, das in Belgien gegründet wurde, sei noch lange nicht bekannt genug, sagte Ratsmitglied Prof. Berndt Schaller. Wenn es in den Schulen nicht gelinge, rassistische Tendenzen zu stoppen, dann bekäme die Gesellschaft große Probleme. Bislang haben in Deutschland 45 Schulen die Ehre, den Titel zu tragen. 70 Prozent der Schulangehörigen müssen sich zu den antirassistischen Idealen bekennen; Unterricht zum Thema ist ebenfalls vorgesehen. In Bremen indes soll sich noch keine einzige Schule gemeldet haben. Nach einem Aufruf im Herbst sei die Reaktion gleich Null gewesen, hieß es. Eine mögliche Erklärung: Verschiedene Schulen würden sich bereits gegen Fremdenfeindlichkeit engagieren, nur eben unter einem anderen Label („Dem Hass keine Chance“). Während manche Beteiligte hier ein Defizit sehen, war zumindest das Rathaus mit sich zufrieden: Die jährliche „Nacht der Jugend“ sei bundesweit einmalig. Dass Bremen die zentrale Feier zur Woche der Brüderlichkeit ausrichten dürfe, hänge mit dieser Veranstaltung zusammen.
Zur Woche der Brüderlichkeit (2.-9. März 2001) gehört ein umfangreiches Begleitprogramm mit Lesungen, Gottesdiensten, Rundgängen, Vorträgen, einer Ausstellung, einem Filmprogramm. Geplant sind auch eine große christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier sowie eine Veranstaltung im Bunker Valentin. hase
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