piwik no script img

Wissenschaftsskandal in UngarnWen man so Forscher nennt

Ein rassistischer Orientalist leitet nun das neue Akademie-Forschungsnetz in Ungarn. Muslime möchte er am liebsten „in Schweinehäute einpacken.“

Die Akademie der Wissenschaften in Budapest Foto: Imago Images/Volker Preußer

Budapest dpa | Ungarns Ministerpräsident hat den Orientalisten und Altphilologen Miklos Maroth zum Leiter des neuen Forschungsnetzwerks der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA) ernannt. Das teilte das Technologieministerium am Donnerstag in Budapest mit. Der 76-Jährige ist in der Vergangenheit mehrfach mit rassistischen und islamfeindlichen Äußerungen aufgefallen.

Auf einer Konferenz des regierungsloyalen Instituts für Migrationsforschung erklärte er 2016, dass sich muslimische Einwanderer nicht in die europäischen Gesellschaften integrieren lassen und auch deren Werteordnung nicht akzeptieren würden. „50 Prozent sind Analphabeten, die brauchen wir nicht, auch nicht ihre Kinder“, sagte er.

Muslime würden nur deshalb nach Europa kommen, um dank ihrer größeren Fruchtbarkeit zur Bevölkerungsmehrheit zu werden, sagte Maroth. Über Muslime, die Probleme machten, sagte er: „Ich kann nichts anderes empfehlen, als sie in Schweinehäute einzupacken.“ Das Schwein gilt im Islam als unrein.

Während des indischen Aufstands Mitte des 19. Jahrhunderts sollen britische Soldaten muslimische Rebellen vor dem Erhängen in Schweinehäute eingenäht haben.

Orbans Regierung ließ Anfang Juni im Parlament ein Gesetz beschließen, das die Forschungsinstitute aus der MTA ausgliedert und ab 1. September einem neuen Träger, dem Lorand-Eötvös-Forschungsnetz (ELKH), unterstellt. Die Führung des Netzes besteht aus Vertretern der Regierung und der MTA. Das entscheidende Wort haben aber in jedem Fall die Regierungsvertreter.

Viele MTA-Forscher sehen nun die Wissenschaftsfreiheit bedroht. Die EU-Kommission gab im Vormonat bekannt, dass sie das MTA-Gesetz auf mögliche Verstöße gegen das EU-Recht prüfe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!