Wirtschaftskrise in Simbabwe: Proteste gegen neue Brillensteuer
In Simbabwe wurde eine Brillensteuer eingeführt. Sie trifft vor allem die ältere Generation des von einer Wirtschaftskrise geschüttelten Landes.
Eigentlich will die Regierung vor allem Luxusgüter stärker besteuern, aber der bekannte Journalist und Regierungskritiker Hopewell Chin’ono spricht von einer „Augensteuer“, die vor allem die ältere Generation treffe, die ohnehin schon zunehmend verarmt. Ihre Renten und Ersparnisse werden von der Inflation aufgefressen werden.
„Man behauptet, es gehe um fette Luxusautos und Privatjets, aber alte Leute auf dem Land können nicht mehr sehen, weil sie sich keine Brillen leisten können!“ schimpfte er in einem langen Post auf X (vormals Twitter). „Brillen sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für viele Simbabwer. In Ländern mit normalen Regierungen werden Brillen nicht besteuert, da sie ein Produkt des medizinischen Bedarfs sind.“
Chin’ono, der schon zu Zeiten der Covid-19-Pandemie wegen Kritik an der Politik der Regierung von Präsident Emmerson Mnangagwa einige Wochen im Gefängnis saß, hat mit seiner neuerlichen Kritik lebhaften Zuspruch auf sozialen Medien hervorgerufen.
„Diese Regierung ist unverschämt“
„Diese schändliche Regierung scheint nicht zu begreifen, dass viele von uns Brillen auf Rezept verschrieben bekamen, weil wir Sehschwächen haben, die wir uns nicht ausgesucht haben“, schreibt einer. Ein anderer: „Diese Regierung ist unverschämt. Sie presst die Bürger aus.“ Eine weitere Userin: „Ich kenne keine Wirtschaft, die durch höhere Steuern wächst, während die Arbeitslosigkeit bei 95 Prozent liegt.“
Simbabwes Regierung hat in ihrem Staatshaushalt für 2024, der Ende November 2023 von Finanzminister Mthuli Ncube vorgestellt wurde, zahlreiche Steuern angehoben. So müssen Eigentümer von Immobilien, die über 100.000 US-Dollar wert sind, eine 1-Prozent-Sondersteuer auf den Marktwert abführen. Auch manche Mautgebühren wurden drastisch erhöht, auf bis zu 8 US-Dollar – das ist mehr als der durchschnittliche Tagesverdienst.
Eine Ausweitung der Mehrwertsteuer von 15 Prozent auf Waren des Grundbedarfs ab 1. Januar wurde ausgesetzt, nachdem Sorgen wegen Preissteigerungen laut geworden waren. Dennoch sind viele Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot seit Jahresbeginn um 30 Prozent oder mehr gestiegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?