: „Wir müssen streng neutral bleiben“
Immer in der ersten Reihe: Auch für die Feuerwehr hat die Theater-Spielzeit wieder begonnen
Am Goetheplatz und andernorts hat die Spielzeit wieder begonnen – das bedeutet viel Arbeit für die Feuerwehr. Sie muss bei jeder Aufführung ab 100 ZuschauerInnen dabei sein: Schon bei der Generalprobe wird das Stück nicht nur vom Intendanten, sondern auch von der Feuerwehr abgenommen. Zum Beispiel von Brandamtmann Wiedemeyer.
taz: Herr Wiedemeyer, sind Sie so etwas wie der Kulturbeauftragte der Feuerwehr?
Brandamtmann Wiedemeyer: Nein, ich mache jetzt nur noch die Diensteinteilungen. Je nach Bühnenlage müssen bis zu sieben Kollegen vor Ort sein.
Gelten Theaterdienste als „Arschkarte“ oder gibt es Kollegen, die vorher den Spielplan studiert haben und sich freiwillig melden?
Das kommt darauf an. Beim Musical melden sich mal welche, aber wenn man sich das Weihnachtsmärchen zum zehnten Mal angucken soll, ist das nicht so erstrebenswert. Das wird ja bis zu dreimal täglich gespielt. Man kann sich halt nicht wehren – wobei es auch nicht das Höchste ist, auf dem 6-Tage-Rennen als Uniformierter zwischen lauter Angetrunkenen herum zu laufen.
Wie fanden Sie es selbst bei Ihren Theatereinsätzen?
Da gab es einige Stücke, da hätte ich mir was anderes drunter vorgestellt. Mich hat mal jemand gefragt, warum ich nicht klatsche. Aber ich darf ja auch nicht pfeifen, wenn es mir nicht gefällt. Da müssen wir streng neutral sein.
Im Schauspielhaus dürfen Ihre Kollegen direkt zugucken, in der Oper müssen sie hinter der Bühne sitzen. Warum?
Hinten ist es besser, weil man dann schneller an den Wandhydranten ist oder den eisernen Vorhang ziehen kann. Wir sollen ja nicht das Stück verfolgen, sondern das Drumherum. Also Scheinwerfer, Zigaretten und Kerzen im Auge behalten, wenn es so was auf der Bühne gibt. Aber im Schauspielhaus ist hinten nicht genug Platz.
Wenn wirklich was los ist, muss ja sowieso ein Löschzug gerufen werden. Das kann auch jeder Handybesitzer …
Wir sollen vor Ort eine Panik verhindern. Also dafür sorgen, dass die Leute nicht dorthin laufen, wo es brennt. Interview: HB