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Wir-Sind-Helden-Sängerin Judith Holofernes"Die ist bestimmt auch im Arsch"

Judith Holofernes ist Popstar. Und Mutter. Die Sängerin der Band Wir sind Helden hält Kinder und Karriere immer noch für schwer vereinbar. Das sei sicher auch bei Ursula von der Leyen nicht anders.

"Ich kann nicht in Zehlendorf wohnen": Judith Holofernes. Bild: Maya Hitij / ap

Judith Holofernes hält es immer noch für fast unmöglich, Karriere und Kinder miteinander zu vereinbaren. „Ich fühle gerade eine starke Verpflichtung zu beweisen, dass das alles eben nicht funktioniert. Ich bin im Arsch, jetzt schon wieder!“, sagt die Sängerin der Band Wir sind Helden im sonntaz-Gespräch. „Dieses ständige Unterwegssein mit den Kindern. Dass man keinen Alltag hat. Man kann wenig selbst gestalten. Man hat Schwierigkeiten, in den Fahrersitz zu kommen“, beklagt Holofernes. Berufliches mit der Familie in Einklang zu bringen, erscheint ihr „wahnsinnig energieaufwendig“. „Und es ist für die Frauen schwieriger als für die Männer“, sagt die Musikerin.

Mit ihrem Mann, dem Schlagzeuger der Band, Pola Roy, stritt die Sängerin darum, ob die kleine Familie nicht ins Grüne ziehen solle. „Und das war der erste Moment, wo das bei uns kurz richtig gekracht hat“, sagt Holofernes im sonntaz-Gespräch. Roy sei in einem Karlsruher Vorort aufgewachsen und habe deshalb vorgeschlagen, das Berliner Statdtzentrum zu verlassen. „Aber ich hab gesagt: "Ich kann nicht in Zehlendorf wohnen", erzählt Holofernes. „Da hat er relativ schnell gemerkt, dass er das auch nicht möchte.“

Bild: taz

Das komplette sonntaz-Gespräch und viele andere Texte erscheinen in der sonntaz vom 18./19. September 2010. Ab sofort mit noch mehr Seiten, mehr Reportagen, Interviews und neuen Formaten. Die sonntaz kommt jetzt auch zu Ihnen nach Hause: per Wochenendabo.

Egal wie man seine Kindheit empfunden hat, sagt Holofernes, später versuche man, auf Umwegen eine Identifikation damit herzustellen. Mittlerweile sei die Kinderbetreuung geregelt: „Pola hat kein Problem damit, sich rauszuziehen für die Kinder. Das trifft sich gut. Es ist auch klar, dass ich in der Band unersetzlich bin.“

Auf die Frage, wie die ehemalige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen ihre Karriere mit den sieben Kindern vereinbart habe, sagt Holofernes: „Keine Ahnung, die ist bestimmt auch im Arsch.“

Im sonntaz-Gespräch erzählt Holofernes außerdem von ihren Erlebnissen im Tourbus, von Babybrei, Kinderbetten und von der spießigen Moral linker Konsumkritiker.

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16 Kommentare

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  • C
    CarinaBambina

    Also ich habe den Artikel nicht als Beschwerde über das Muttersein verstanden, sondern als anschauliches Beispiel. Denn unsere vdL hat ihr Geheimnis noch nicht verraten. Judith beschwert sich doch nicht, sie führt nur auf.

    Wenn man der vdL zuhört, dann kommt es einem vor, wie bei Bree von Desperate Housewives und sie sitz jeden Abend zu Hause und bereitet das perfekte Mahl für Kiddies und Mann. Nee, das geht doch nicht, ausser dass es Zeitdimensionen gibt, die wir noch nicht bestritten haben.

    Seid doch nicht so negativ Judith gegenüber

  • SS
    Susi Sorglos

    Es fällt schon irgendwie auf, daß einen in letzter Zeit alle Medien unbedingt zum Kinderkriegen überreden wollen. Gerne auch mittels Märtyrerfrauen, den Heldinnen der Demographie. Schließlich waren ja schlechte Zahlen zu vermelden: Wegen der niedrigen Geburtenrate sank gegen den europäischen Trend hierzulande die Jugendarbeitslosenquote. Den Heiligen der Zeitarbeit drohen die Mägde und Knechte auszugehen! Die heißersehnte Zweidrittelgesellschaft, wo ein kassierendes Drittel sich den Rest des Landes für ein Trinkgeld untertan machen kann, rückt in die Ferne. Und so werden sich auch weiterhin viele gegen Kind und womöglich auch gegen Karrieresimulationen entscheiden - in einer voll durchökonomisierten Welt sollte man sich darüber nicht wundern - und überlassen die Nachwuchsproduktion den Besserverdienenden, welche ihre gestreßten Erfahrungen gerne in Zeitungen ausplaudern können.

  • WA
    Will auch lesen!

    Gibts das Interview eigendlich auch im Internet?

  • H
    hhhh

    Vielleicht geht es hierbei, vorallem auch darum jüngeren Frauen einen Artikel zu bieten, in dem ein Identifikationsfigur über die Probleme spricht mit denen nahezu jede junge Frau zu kämpfen hat, die sich nicht ausschließlich der Famillie widmen möchte, aber dennoch nicht kinderlos ihre Karriere verfolgen möchte.

    Dies ist eine Entscheidungsfindung die nicht unwichtig für die zukünftige Gesellschaft ist.

    Und Judith Holofernes ist eine Identifikationsfigur für viele Frauen zwischen 16 und 36.

  • S
    SaintHuck

    Dear Sir,

     

    I wish to complain in the strongest terms about this article. My mother had to raise me and my 9 half brothers by herself and it never did her any harm. Apart from permanent brain damage and fear of badgers.

    I am now a fully qualified chartered accountant with a degree in 'Writing Annoying Letters to Newspapers' from the Open University of Kilmarnock.

     

    Yours etc,

     

    Brigadeer Allan Smith

    (Mrs.)

  • T
    tazleser

    tolles Interview. danke !

  • N
    Namo

    Die Aussagen von Frau Holofernes finde ich auch sehr ambivalent. Einerseits ist es ihr ein Anliegen Kinder zu bekommen, andererseits beklagt sie sich über die damit verbundenen Mühen. Niemand hat sie jedoch dazu gezwungen ihre zeitintensive Karriere als populäre Musikerin fortzusetzen. Es gibt also keinen Grund die Gesellschaft dafür verantwortlich zu machen.

    Da Frau Holofernes Buddhistin ist, wäre es in diesem Fall vielleicht hilfreich gewesen, sich an der buddhistischen Lehre zu orientieren. Diese gibt an, dass alle Handlungen auch eine Wirkung ergeben. Wenn man also zwei kleine Kinder hat und dennoch das Leben eines Rockstars führen will, muss man sich nicht wundern, dass man im Arsch ist. Dafür kann man wirklich niemanden die Schuld geben.

  • D
    digitus

    Was - abgesehen von ihrem freimütigen Gebrauch von Fäkalsprache - ist eigentlich an Frau Holofernes so relevant, dass man ihr zwei Seiten in der Wochenendbeilage einräumen muss?

  • N
    Neobrause

    was für ein nichtssagender artikel ...

  • P
    Peter

    Kinder und Karriere sind kein Problem:

    die jüngeren Kinder werden von Au-Pair Mädchen betreut und die älteren Kinder ins Internat gesteckt, und schon hat "Frau" genug Zeit für die eigene Karriere. (und ist mit Sicherheit nicht "im Arsch")

     

    Alles kein Problem wenn man über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, ein Ministergehalt reicht scheinbar aus.

     

    ;-)

  • S
    sinDY

    Die von der Leyen hat doch ihre Nanny =) Die hat doch ihren Kindern nie selbst die Windeln gewechselt.

  • D
    Ducati

    Aber sicher ist Frau von der Leyen "im Arsch". Die hat ganz bestimmt auch keine 15 Nannys für ihre 20 Kinder. Ich schätze, Frau vdL muss sich selbigen nicht mal mehr alleine putzen.

  • T
    Threshold

    Endlich mal ein objektiver Beitrag zum "Frauenthema" Karriere & Familie.

    Ich glaube nicht, das nur Frau Ursula von der Leyen "Im A****" ist, das dürften über 70% der Volkszertreter sein, die Genial abgeschrägt sind!

     

     

    MfG

  • T
    theo

    naja, die Frage, wie Ursula von der Leyen das bewältigt hat, ist nicht so schwer. Wenn man einen Ministerpräsidenten zum Vater hat und immer genug Asche für Nanny und Co. sind schon mal die Voraussetzungen ziemlich anders als beim Rest der Welt...

  • N
    Nichtimarsch

    Das ist ja ein toller Artikel. Frau Holofernes hat offensichtlich kein Kind gewollt, oder war sich vorher nicht bewusst, dass sich ihr Leben mit Kind drastisch aendern will. Mir tut das Kind leid, sie laesst es wahrscheinlich an ihm/ihr aus. Warum man ihre Erguesse lesen soll, ist mir nicht klar. Die taz kann Besseres leisten!

  • DH
    dieter haller

    Wen interessiet dieses Sommermärchen von Judid im sonntaz-Gespräch: Holofernes und ihre ach so besonderen Erlebnisse im tourbus und babaybrei... mensch taz, sind ja so gut wie BILDgeschichten....