Winterchaos in Europa: Bürger, kauft Lebensmittel!
Der Eurostar muss unter dem Ärmelkanal Züge streichen. ICEs haben Verspätungen. Tschechien schließt Grenzen für Lkws. Und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz empfiehlt den Vorratskauf.
PARIS/BERLIN/PRAG dpa/taz | Ergiebige Schneefälle haben am Freitag den Verkehr in großen Teilen Deutschlands und auch Frankreichs behindert. Die von Süden kommende "Schneewalze" erreichte die Mittelmeerküste, wo sie bei Marseille in Regen überging. In Frankreich wurden mehrere Autobahnen gesperrt, dazu der Schwerverkehr untersagt.
Der Winter brachte auch den Bahnverkehr unter dem Ärmelkanal teilweise zum Erliegen. Eurostar strich wegen des harten Winterwetters in England alle frühen und späten Züge zwischen London und Paris beziehungsweise Brüssel. Die übrigen Züge hatten teils mehrstündige Verspätung. Nachdem am Donnerstag erneut ein Zug wegen eines Fehlers der Signaltechnik im Tunnel liegengeblieben war, empfiehlt das Eurostar-Management seinen Passagieren, ihre Tickets nicht mehr zu benutzen.
Auch hierzulande haben Bahnreisende mit Verzögerungen im Betriebsablauf zu rechnen: Auf der ICE-Strecke zwischen Köln und Berlin kommt es am Freitag weiterhin zu größeren Verspätungen. Nachdem zwei Güterzugunfälle in Westfalen am Dienstag und Mittwoch den Bahnverkehr stark beeinträchtigt hatten, rollen die Fernzüge zwar seit Donnerstag wieder auf der Hauptstrecke über Hamm, Bielefeld und Hannover. Sie können nach Bahnangaben aber nur sehr langsam an den Unglücksstellen im Münsterland und in Ostwestfalen vorbeifahren. Noch am Donnerstagabend war es zu Verspätungen von bis zu 45 Minuten gekommen.
Schon am Wochenende hatte die Bahn vielerorts mit Zugverspätungen zu kämpfen, die sowohl den Fern- als auch Regionalverkehr beachtlich einschränkten. Ab 60 Minuten Verspätung können Reisende von S-Bahn bis ICE-Erstattungen in Anspruch nehmen, die aber auch bis zu ein Jahr nach Ablauf der Fahrkarte beaantragbar sind.
Dazu muss auf einem Fahrgastrechteformular, das sowohl in den Service Points, Reisenzentren, als auch online verfügbar ist, für jede Reise seperat ein Antrag gestellt werden. Ist im Fernverkehr vor Erreichen des Zielbahnhofs sicher, dass der Zug mehr als 60 Minuten Verspätung hat, händigen die Zugbegleiter ein mit der Verspätung bestätigtes Formular aus.
Doch auch die Erstattung hat ihre Hürden: Ohne vom Zugpersonal bestätigte Verspätungen müssen die Formulare in das zentrale Servicecenter Fahrgastrechte geschickt werden. Den Mitarbeitern in den Service Points und Reisenzentren ist es aufgrund des hohen Zeitaufwands einer detaillierten Bearbeitung nicht möglich, den tatsächlichen Reiseablauf jedes Antrags zu überprüfen.
Mit Blick auf den angekündigten Schneesturm empfiehlt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe den Bürgern, sich für mehrere Tage mit Lebensmitteln einzudecken. Ausreichend Trinkwasser, ein Medikamentenvorrat und Kerzen sollten im Haus sein, riet der Präsident des Bundesamtes, Christoph Unter, am Freitag in Bonn. Gut wäre auch ein mit Batterien betriebenes Radio, denn im Fall eines Stromausfalls, wären ja andere Kommunikationsmittel wie Fernsehen oder Computer nicht einsatzfähig. Auch Mobiltelefone ließen sich dann nicht mehr aufladen. "Die Möglichkeit eines Stromausfalls gibt es immer", sagte Unter.
Wer mit dem Auto unterwegs sei, müsse mit Staus rechnen, sagte der Sprecher der Behörde. Die Autofahrer sollten daher warmen Tee und Decken einpacken. Jede unnötige Autofahrt solle vermieden werden.
Wegen der anhaltenden Schneefälle musste auch Tschechien am Freitag vorübergehend zwei Grenzübergänge für den Lastwagen-Verkehr schließen. Betroffen sein sollen die Grenzen zu Deutschland bei Rozvadov und zur Slowakei bei Lanzhot, wie die tschechische Nachrichtenagentur CTK unter Berufung auf das Verkehrsministerium in Prag meldete. Die auf drei Stunden begrenzte Sperrung sollte Gelegenheit geben, Fernstraßen von Schnee zu befreien, hieß es. Für das Wochenende sind in Tschechien bis zu 70 Zentimeter Neuschnee ankündigt.
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