Wiederaufbau des Stadtschlosses: Architekt fordert mehr Geld
Franco Stella fordert, dass auch die Kuppel und ein Portal vom Bund bezahlt werden. Doch Bauminister Peter Ramsauer (CSU) mauert.
Nur wenige Tage nach dem Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf, das grünes Licht für Franco Stella als Architekt des Berliner Stadtschlosses gab, macht dieser das nächste Fass auf: Nach Ansicht Stellas wird der geplante Neubau des Humboldt-Forums weit mehr kosten als bisher kalkuliert. Das vom Bund festgelegte Investitionslimit von 552 Millionen Euro sei zu niedrig, kritisierte der italienische Architekt.
Damit stellt sich Architekt Stella gegen Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU). Der Minister wies noch am Sonntag Stellas Forderungen vehement zurück. "Ich bleibe dabei. Das Berliner Schloss wird für 552 Millionen Euro gebaut, wie es der Bundestag beschlossen hat", erklärte Ramsauer.
Stella hatte gegenüber dem Magazin Focus betont, dass "die Kuppel und das Portal im Eosanderhof realisiert werden sollten, auch wenn ihr Dekor im jetzigen Budget nicht enthalten ist". Weiter müsste man die Rekonstruktion bedeutender Innenräume durch höher angesetzte Kosten sichern. Es sei wichtig, diese Räume "auch sehr getreu wiederherzustellen".
Der Bau des Humboldt-Forums sieht die Errichtung des 1950 gesprengten Schlosses in seiner historischen Form und den drei barocken Straßenfassaden vor. Nicht im 552-Millionen-Etat enthalten sind die Kuppel, Innenfassaden, Portale und historische Räume, die zwischen 50 und 100 Millionen Euro mehr kosten dürften. Ab 2016 soll das Humboldt-Forum für Museen und als Bibliothek genutzt werden.
Dass der Architekt jetzt mit seinen Forderungen an die Öffentlichkeit geht, ist durchsichtig. Erst am Mittwoch hatte das Oberlandesgericht Düsseldorf über den zweifelhaften Schlossvertrag mit Stella verhandelt. Die Debatte über die Kosten hätte seine Position im Prozess geschwächt. Auch Ramsauer hatte kurz vor dem Verfahren zu aufkommenden Kostendebatten gesagt, dass das Gebäude mit der vom Bundestag "festgelegten" Summe errichtet werden müsse. "Wer mehr will, muss sagen, woher das Geld kommt". Vom Bund jedenfalls nicht, so der Minister.
Freunde macht sich Stella mit seinem Kostenvorstoß keine. Nicht nur, dass Kollegen seinen Rückzug vom Schlossprojekt fordern. Auch mit Ramsauer liegt Stella nun quer. Nach Ansicht von Franziska Eichstädt-Bohlig, grüne Bauexpertin im Abgeordnetenhaus, müsse der Bund "die Kostenfrage erneut klären". Die 552 Millionen seien zu niedrig angesetzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken