Wiederannäherung Kuba und Russland: Alte Freundschaft neu belebt
Mit Raúl Castro begann im Jahr 2006 in Kuba die Wiederannäherung an Russland. Putins Besuch letzte Woche ist ein neuer Höhepunkt.
BERLIN taz | Es war ein Aufreger, der kurzzeitig in den Nachrichten aufpoppte: Russland, hatte die Zeitung Kommersant Anfang der Woche gemeldet, werde seinen alten Horchposten Lourdes auf Kuba wiedereröffnen, 160 Kilometer von der US-amerikanischen Küste entfernt. Am Mittwochabend brasilianischer Zeit dementierte Wladimir Putin am Rande des Brics-Treffens: „Russland kann seine Verteidigung auch ohne diese Komponente erfüllen“, sagte Putin.
2001 hatte Putin die Verträge zur Nutzung der Anlage wegen der hohen jährlichen Kosten von umgerechnet 150 Millionen Euro gekündigt – und wirklich sinnvoll erschien die Wiedereröffnung auch nicht: Zum Einen wäre Lourdes angesichts des rasanten technologischen Wandels heute überdimensioniert, zum Anderen müsste Kubas Informatik-Universität einen neuen Campus suchen. Aber ausgeschlossen ist im Kontext der Renaissance der ökonomisch-militärischen Kooperation auch nicht, dass wieder gehorcht wird.
Putin hat in den letzten Jahren grünes Licht für die Wiederannäherung zwischen der Insel und Russland gegeben. Die Handelsbeziehungen zwischen Kuba und der Sowjetunion waren mit dem Ende des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe, woher Kuba 86 Prozent der Rohstoffe und 80 Prozent der Maschinen erhielt, fast über Nacht eingebrochen, und zu Beginn des Jahrtausends mit dem Ende des Horchposten Lourdes auf ein Minimum heruntergefahren worden.
Das hat sich erst mit der Übernahme der Amtsgeschäfte durch Raúl Castro im Juli 2006 spürbar geändert. Umgehend reaktivierte der ehemalige Verteidigungsminister seine alten Kontakte im Kreml und erhielt prompt Kredite für den Kauf von Zivilflugzeugen und Ersatzteilen für militärisches Gerät.
Russland erlässt 26 Millliarden Schulden
Seitdem ist Russland als Handelspartner und auch als Kreditgeber immer wichtiger geworden, wie die Visite von Wladimir Putin nun unterstreicht.
Russlands Staatschef brachte mit dem gerade von der Duma, dem russischen Parlament, abgesegneten Schuldenerlass ein großes Geschenk mit. 26 Milliarden Euro kubanischer Schulden werden erlassen, den Rest von 2,6 Milliarden soll Kuba in Raten über zehn Jahre zurückzahlen.
Doch davon will Russland jeden Cent direkt in Kubas Wirtschaft stecken. Eine Entscheidung, für die sich Raúl Castro bedankte: „Dass sie uns die Schulden erlassen und den Rest reinvestieren, das ist ein Zeichen der Großzügigkeit des russischen Volkes gegenüber dem kubanischen. Es gibt immer noch viele Übereinstimmungen zwischen uns, und jetzt beginnen wir eine neue Etappe in unserem Verhältnis“, so der 83-Jährige.
Die hat Raúl Castro selbst eingeläutet und sie trägt nun neue Früchte. So wurde die Kooperation zwischen der kubanischen staatlichen Ölgesellschaft Cupet und der russischen Rosneft im Mai des Jahres unterschrieben. Mit dem großen Partner an der Seite hoffen die Kubaner, endlich die vor der Küste im Golf von Mexiko vermuteten Ölvorkommen zu erschließen.
Rosneft soll auch einer der großen Player in der Sonderwirtschaftszone rund um den neuen Containerhafen von Mariel werden. Der Hafen ist als Drehscheibe für den Handel in der Karibik und mit Lateinamerika konzipiert worden. Das ist auch für Russland interessant, das in Kuba darüber hinaus eine Basis für ihr Satellitensystem Glonass ansiedeln will.
Rund läuft es schon seit einigen Jahren im Tourismus. 2012 kamen knapp 87.000 Gäste aus Russland nach Kuba, womit die Russen noch vor den Spaniern aber hinter den Deutschen liegen – Tendenz steigend. Das wird in Kuba gern gesehen, denn mit den trinkfesten „Bolos“, den Kegelköpfen, wie die Russen in Kuba etwas abfällig genannt werden, lässt sich gutes Geld verdienen.
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