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Wieder im KinoFatalistische Welt

Diese Woche stehen „Confessions of a Nazi Spy“, Humphrey Bogart im Film noir „The Maltese Falcon“ und animierte „Robot Dreams“ auf dem Programm.

Freund und Freund: Pablo Bergers „Robot Dreams“ von 2023 Foto: Plaion Pictures

I n den Zweiten Weltkrieg traten die US-Amerikaner bekanntlich erst relativ spät ein – es bedurfte dazu erst den direkten Angriff der Japaner auf Pearl Habor. Fast ebenso lange benötigte die amerikanische Filmindustrie, um inhaltlich einen Standpunkt gegen die Nazis zu beziehen, denn lange Jahre waren die Geschäfte wichtiger gewesen, die man seinerzeit mit dem braunen Deutschen Reich tätigte. Die Nazis wiederum nutzten diese Geschäftsbeziehungen ihrerseits, um in Hollywood Druck auszuüben, dort keine deutschen und jüdischen Emi­gran­t:in­nen zu beschäftigen. Was glücklicherweise nie so recht klappte.

Der vermutlich erste amerikanische Anti-Nazi-Film entstand schließlich 1939 mit „Confessions of a Nazi Spy“ von Anatole Litvak, in dem Edward G. Robinson als FBI-Agent einer Verschwörung auf die Spur kommt, in deren Mittelpunkt von den Nazis rekrutierte Deutsch-Amerikaner stehen. Neben Robinson war in einer weiteren Hauptrolle Francis (Franz) Lederer als Spion zu sehen, was das eigentliche Problem der Emi­gran­t:in­nen ganz gut verdeutlicht: Aufgrund ihres Akzents waren sie nun im Wesentlichen dazu verdammt, im Kino genau jene Leute zu verkörpern, die sie aus Europa vertrieben hatten. „Confessions of a Nazi Spy“ läuft im Filmmuseum Potsdam in der Sommerfilmreihe „How to catch a Nazi“ (5. Juli, 19.15 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Einen der ersten Films noir (ein Begriff der französischen Filmkritik der Nachkriegszeit, vermutlich angelehnt an eine „série noir“ betitelte Buchreihe mit Werken von Autoren wie Chandler und Hammett) schuf John Huston mit seinem Regiedebüt „The Maltese Falcon“ (1941).

Unter ästhetisch-stilistischen Gesichtspunkten noch längst nicht so düster wie viele der amerikanischen Kriminalfilme der kommenden Jahre, finden sich in der Verfilmung eines Romans von Dashiell Hammett um die Suche nach einer Falken-Statuette jedoch viele Aspekte wieder, die für den Noir-Stil prägend werden sollten: der vermeintlich zynische Privatdetektiv, die „böse“ Frau, verschlagene Polizisten und merkwürdige Gangster, allesamt verstrickt in undurchschaubare Intrigen in einer vollkommen fatalistischen Welt.

Für Humphrey Bogart bedeutete die Rolle des Privatdetektivs Sam Spade den Karrieresprung weg von den zweitklassigen Gangsterrollen, die er noch in den 1930er Jahren gespielt hatte. In seinen neuen Rollen war hinter einer abweisend harten Schale dann stets der weiche Kern zu erkennen: ein hoffnungslos romantischer Idealist (6. Juli, 20.30 Uhr, Filmkunst 66).

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Geht es um Themen wie Einsamkeit und Freundschaft ist der dialoglose Animationsfilm „Robot Dreams“, den der spanische Regisseur Pablo Berger 2023 nach einer gleichnamigen Graphic Novel der Amerikanerin Sara Varon drehte, eines der schönsten Werke der vergangenen Jahre. Mit ausgemacht liebenswerten Figuren und in einem stimmigen 1980er-Jahre-New-York-Setting erzählt Berger eine bittersüße Tragikomödie rund um den einsamen New Yorker Dog, der sich einen Kumpel für Zuhause in Gestalt eines Roboters bestellt.

Das geht solange gut, bis die beiden einen Ausflug ans Meer unternehmen – und der neue Freund aus Metall einen vorhersehbaren technischen Schaden nimmt, der durch die anschließende Saisonschließung des Strandes nicht eben besser wird. Wie sich die Beziehungen in der Folge gänzlich neu arrangieren, ist ebenso originell wie dramatisch und anrührend (7. Juli, 16.30 Uhr, Freiluftkino Hasenheide).

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Lars Penning
Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.
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