: Wieder eine Zitterpartie zum Saisonfinale
Im letzten Eishockey-Regionalligaspiel schaffen die Berlin Capitals vor 2.900 Fans in der Deutschlandhalle den Wiederaufstieg in die Oberliga: mit einem standesgemäßen Ergebnis von 9:1 im Lokalderby gegen die Eisbären Juniors
In erfolgreichen Momenten denken Menschen gerne an schwere Stunden zurück. Sonntag Abend war so ein Moment, den Lorenz Funk und Andreas Brockmann, ihres Zeichens Präsident respektive Trainer der Berlin Capitals, für eine Retrospektive nutzten. „Nach der Insolvenz und dem Versuch in der zweiten Liga zu spielen, haben mich viele ausgelacht, wenn ich von 3.000 Zuschauern in der Regionalliga gesprochen habe“, sagte Funk. Und sein Neffe Brockmann ergänzte: „Ich erinnere mich an mein erstes Interview. Da war Geduld das meistgebrauchte Wort.“
Sonntag Abend kamen 2.897 Zuschauer, um das mit jungen, aber inzwischen merklich verbesserten Spielern gespickte Capitals-Team im letzten Regionalliga-Spiel anzutreiben. Es galt das Saisonziel zu erreichen, der Aufstieg in die Oberliga. Damit wollte man den sportlichen Niederungen wenigstens etwas entkommen, in die der ehemalige DEL-Club nach dem finanziellen Desaster letzte Saison und der nicht erteilten Startgenehmigung in Liga zwei gestürzt war.
Gegner waren, wie schon beim Auftakt der Spielzeit, die kleine Ausgabe des ungeliebten Lokalrivalen aus Hohenschönhausen, die Eisbären Juniors. Für die Westberliner zählte nur ein Drei-Punkte-Sieg, denn wie schon im vergangenen Sommer wurde auch heuer das Saisonfinale eine Zitterpartie. Diesmal jedoch aus sportlichen Gründen.
Denn mit dem EC Timmendorf waren die Charlottenburger punktgleich auf die Zielgerade in die Endrunde eingebogen. Doch beim Haupt-Kriterium, dem direkten Vergleich, hatten die „Preussen“ die Nase vorne. Da Timmendorf in Rostock jedoch eine lösbare Aufgabe zu meistern hatte und nur ein Team in der höheren Klasse ankommen konnte, brauchten die Westberliner einen Erfolg in der regulären Spielzeit. Nach 60 Spielminuten lautete dann auch das standesgemäße Ergebnis 9:1 (5:0, 3:0, 1:1) .
In dieser Partie zeigte Routinier Pavel Gross einmal mehr, wie wichtig er für die Caps ist. Drei Treffer markierte der dreimalige Deutsche Meister im ersten Drittel, überdies lieferte der 34-Jährige noch drei Assists. Ebenfalls einen entscheidenden Anteil am Aufstieg hatte der 22-jährige Patrick Czajka, der zweimal die Scheibe im Eisbären-Gehäuse unterbrachte und mit 24 Toren bester Caps-Schütze in der Endrunde ist. Auch ohne einen Jan Schertz ist der Erfolg kaum denkbar. Er traf insgesamt 16 mal und rangiert damit auf Rang drei des internen Scheiben-Rankings.
Um nächste Saison in der Oberliga bestehen zu können, müssen die drei gehalten werden, was machbar scheint. Routinierte Akteure müssen dazukommen. Möglichst in der Defensive, denn dort zeigten sich die Caps anfällig. „Zwei, drei Spieler“ will Präsident Funk denn auch engagieren. Möglicherweise lässt sich im Saisonverlauf die ein oder andere Akquise noch tätigen – vorrausgesetzt, die vorhandenen Sponsoren zeigen sich noch spendabler und neue Geldgeber können gefunden werden.
Mit dem momentanen Etat von etwa 300.000 Euro ist in der Oberliga wenig zu machen, wenn sich die Budgets der Spitzenteams auf zirka 900.000 Euro belaufen. Und die dritte Spielklasse soll nur Durchgangsstation sein, denn das langfristige Ziel heißt DEL. Dort kämpft gerade die große Ausgabe der Eisbären um die Deutsche Meisterschaft. MARCUS VOGT