: Wie viele Lamborghinis?
■ Die zwei Gewinner des 35-Millionen-Jackpots stehen demnächst vor schwierigen Entscheidungen
Berlin (taz) – Lotto ist wie Fußball – ein Spiel zwar, aber eines, bei dem der Spaß aufhört. Oder anfängt. Für die zwei Bundesbürger etwa, die am vergangenen Samstag die Zahlenfolge 7, 11, 15, 22, 37, 39 und als Superzahl 3 tippten. Der Lotto-Jackpot, der sieben Wochen lang auf rund 35 Millionen Mark angewachsen war, wurde am Wochenende geknackt. Die beiden Gewinner in Bayern und Nordrhein-Westfalen bekommen jeweils 17,5 Millionen Mark. Unglück im Glück hatten dagegen sechzehn weitere Tipper, denen die passende Superzahl fehlte. Für die sechs Richtigen allein erhält aber jeder von ihnen immerhin noch 800.000 Mark.
Während die glücklichen Gewinner sich ins Fäustchen lachen, wünschen ihnen all jene, die leer ausgingen oder die nun die notorischen 4,50 Mark für drei Richtige einstreichen, den Fiskus an den Hals. Die Chancen, den Lotto- Jackpot zu knacken, stehen 1:139 (und ein paar Zerquetschte) Millionen. Dennoch folgen im Durchschnitt jede Woche etwa achtzehn Millionen Deutsche ihrem Spieltrieb. Am vergangenen Samstag investierten die Tipper insgesamt 265 Millionen Mark in die vage Hoffnung auf den großen Jackpot- Coup.
Lotto ist somit – wie Fußball – auch ein Riesengeschäft: Mehr als acht Milliarden Mark werden pro Jahr umgesetzt. Mit harten Bandagen kämpften ARD und RTL im vergangenen Jahr um die künftigen Senderechte für die Ziehung der Lottozahlen. Sat.1, Dauerabonnent bei der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL), hievte statt dessen eine eigene Lotterie-Show ins Programm. Der Moderator der Show, Sunnyboy Günther Jauch, braucht selbst freilich kein Lotto spielen – sein Honarar für die Moderation der Show beträgt etwa drei Millionen Mark pro Jahr. Politikern wurde das Lotto-Geschäft schon zum Verhängnis: 1994 mußte Annette Fugmann-Heesing (SPD) als Finanzministerin von Hessen zurücktreten. Der Grund: die „Lotto-Affäre“, bei der es um überhöhte Abfindungszahlungen an Mitarbeiter der hessischen Lotteriegesellschaft ging.
Und wofür der ganze Streß? In regelmäßigen Abständen berichtet die Boulevardpresse über Lotto-Gewinner, die ihr Geld schneller verpraßt als gewonnen haben. Wer erinnert sich zum Beispiel nicht noch an „Lotto-Lothar“, der vorher Sozialhilfeempfänger war. Über Nacht wurde er um 3,9 Millionen Mark reicher, kaufte sich einen Lamborghini und machte einen Urlaub nach dem anderen. Zwei Jahre später hatte er vom ganzen Trubel die Schnauze voll und beschloß, wieder ein „normales Leben“ zu führen. Volker Probst
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