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■ Wie sieht Ihr Bild von Berlin aus?„Ich weiß gar nicht, was ich fotografiere“

Gero Trebbin, 30 Jahre, Student aus München

Viel von der ehemaligen Zone ist ja in Berlin nicht übrig geblieben. Die Grenze ist jetzt auch nicht mehr zu sehen. Der Checkpoint Charlie ist deshalb ein gutes Motiv, weil hier Geschichte noch sichtbar ist. Andererseits aber auch wieder nicht, weil man merkt, dass die ganze Stadt ihre Geschichte zubaut und verschwinden lässt. Ich denke, man hätte mehr Vergangenheit stehen lassen sollen.

Susanto Gadot (28), Ingenieur aus Indonesien

Ich weiß meistens nicht, was ich fotografiere. Die Kirche habe ich nur fotografiert, um das Foto zu haben. Sie sieht interessant aus, weil die Spitze kaputt ist. Das Foto kann ich hinterher meiner Familie und Freunden zeigen. Ich habe sehr wenig Zeit in Berlin. Ich habe mir ein Buch gekauft und da schaue ich im Nachhinein nach, was ich fotografiert habe und welche Geschichte die Gebäude haben.

Sabine Meisner (54), Altenpflegerin aus Kassel

Der Palast der Republik ist als Gebäude gar nicht so interessant. Die Geschichte, die damit verbunden ist, ist interessanter. Ich finde es positiv, dass der Palast der Republik früher für das Volk zugänglich war. Irgendwann soll er ja wieder geöffnet werden und dann schaue ich ihn mir auch mal von innen an. Das Gebäude an sich finde ich hässlich. Es hat keine Ausstrahlung und paßt nicht in die Umgebung.

Leonardo Konieczny (40), Ingenieur aus Argentinien

Das Brandenburger Tor hat eine große historische Bedeutung in Bezug auf das alte Berlin und auf Hitler. Wir, meine Schwester und ich, sind nach Berlin gekommen und machen ein paar Fotos und Videoaufnahmen. Wir versuchen, so viel wie möglich über die Geschichte Berlins zu erfahren und auch über die Geschichte des Brandenburger Tors. Und da wollen wir natürlich auch Fotos machen.

Gen Paluh, Wissenschaftlerin aus Kalifornien, USA

Es ist ganz schön, den Potsdamer Platz jetzt zu fotografieren, wenn er fertig ist. Ich war schon einmal hier, als er noch im Bau war. Die Veränderung ist schön. Und ich mag diesen Blick – der Kontrast zwischen den Zirkuszelten mit dem alten Zaun drum herum und den modernen Gebäuden. Ich komme nicht so oft nach Berlin und da mache ich Fotos als Erinnerung, was ich so gesehen habe.

Gisela Ring (40), Beamtin aus Dortmund

Der Reichstag verkörpert in gewisser Weise den Umzug nach Berlin. Als Bürgerin der Bundesrepublik bin ich ja mit Bonn groß geworden. Da ist es für mich noch ein bisschen gewöhnungsbedürftig, dass jetzt fast alle Institutionen nach Berlin gehen. Ich habe den Reichstag fotografiert, weil ich eben drin war. Es ist seit 15 Jahren das erste Mal, dass ich wieder in Berlin bin, und ich war neugierig auf den Reichstag.

Umfrage: Susanne Klingner

Fotos: Die Befragten

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